Erna Loewy an Sohn Ernst, 20. Mai 1938

Freitag, den 20.5.38.

Mein lb. Ernst!

Dein heute fälliger Brief ist leider ausgeblieben & da Dein voriger übermässig schnell (statt Freitag schon Anfang der Woche) ankam, sind wir ziemlich lange ohne Deine Post. Hoffentlich kommt morgen was. Frau Lilienfeldt ist auch wieder im Lande, eben kommt eine Karte „zur Berichterstattung werden wir Sonntag dort erscheinen.” Ich bin neugierig, ob sie noch einmal bei Dir war & was sie alles zu schnabbeln hat. Kaufmanns in Gerresheim fangen Dienstag an, auszuverkaufen & wollen im Herbst nach dort. Sie haben mich gebeten, die ersten Tage zu helfen & fahre ich morgen hin, komme morgen Abend wieder, fahre Montag wieder hin & bleibe dann die ganze Woche dort. Keine ganz angenehme Sache, aber guten Freunden muss man doch helfen & dann tue ich es ja auch nicht umsonst. Das gibt wieder Geld, wo der Mann nichts von weiss! Sonst gibt es keine Neuigkeiten & da der Brief noch nicht hier ist & ich nichts zu beantworten habe, mangelt es sehr an Stoff. Die Hauptsache, wir sind gesund & hoffe ich ein Gleiches von Dir. Wie stehen eigentlich Richards Dinge? Sollte also morgen noch Post kommen & ich keine Gelegenheit haben, bevor die Antwort abgeht, noch einmal anzuschreiben, sei nicht böse, ein andermal wieder mehr. In Gedanken bin ich stets bei Dir & bin mit vielen guten Wünschen innigen Grüssen & Küssen
Deine Mutter.