Erna Loewy an Sohn Ernst und Bruder Richard, 2. September 1938
Freitag, den 2.9.38.
Mein lb. Ernst! Lieber Richard!
Dank für Deine lb. Karte vom 27.8. & Richards Brief vom selben Tag aus Prag. Ich dache ihn schon längst wieder dort & will hoffen, dass nun alles geklappt hat. Von hier ist heute auch nicht viel zu berichten, in unserer Sache sind wir noch kein Stück vorwärts gekommen. Von dem Herrn aus U.S.A. wovon ich Dir erzählte, dass ich aufs Geradewohl hingeschrieben hatte, habe ich zu meinem grössten Erstaunen Antwort erhalten, natürlich negativ, aber die hatte ich nichtmal erwartet. Er ist natürlich mit solchen Schreiben überflutet worden & kann augenblicklich keinem helfen. Die hiesige Gemeinde hat unsern Antrag, die Bürgschaft zu leisten, abgeschlagen, würde aber sonst einen Betrag zur Verfügung stellen. Aber dann langt es nicht. Gestern war nun eine Dame vom Pal. Amt hier, die am Montag für uns in Berlin eintreten will. Sie will versuchen, dass uns das Pal. Amt die Passage verschafft, & wir dann selbst die Bürgschaft leisten, also umgekehrt. Wieder Tage des Wartens, man wird vor lauter Überlegen, Rechnen & Abwarten noch rein meschugge. Lange darf es nicht dauern, denn wenn wir erst von unsern paar Kröten leben müssen, ist alles aus. Sonst ist noch alles beim Alten. Dir, lb. Richard sende ich heute 10.- Mk, die Du mir bestätigen willst. Leider kann ich Dir nun auch nicht mehr helfen, so leid es mir tut. Vielleicht morgen mehr. Für heute seid beide herzlichst gegrüsst & geküsst von Eurer Mutter & Erna.