Richard Loewy an Sohn Ernst und Schwager Richard, 3. September 1938
Samstagnachm. 5 Uhr, 3.9.38.
Meine lieben beide!
Eben ging die Nachmittagspost vorbei und hat uns wieder nichts von Euch gebracht. Dass Du lieber Junge, diese Woche nur eine Karte geschrieben hast, darüber bin ich sehr erstaunt, hast Du so wenig für uns gehabt oder bin ich so verwöhnt, dass ich enttäuscht bin, wenn mal weniger kommt? Es ist wohl das letzte. Na, wie dem auch sei, ich hoffe Dich, mein lieber Junge, recht gesund und munter und alles in Ordnung. Von uns hat die liebe Mutter umseitig alles gesagt, was zu sagen war. Die junge Frau, Frau Abraham, wird sich am Montag in Berlin beim Pal. Amt für uns bemühen, hoffentlich kommt was dabei raus, denn sonst wüsste ich keinen Weg mehr, wie man zu der Bürgschaft kommen sollte. Die Kille hat Angst, dass die den Betrag nicht wiederbekäme. Was man auch beginnt, ist mit Schwierigkeiten verbunden. - - Ich war diese Woche noch zwei Tage raus und hat es noch gut geklappt, am Montag fahre ich wieder, aber die paar Wochen, wo ich noch fahren kann, vergehen sehr schnell und wir müssen nun alles in die Wege leiten, damit es hinterher nicht mehr so lange dauert und alles dann wie am Schnürchen läuft.
Sonst kann ich Euch nicht viel berichten, man redet und denkt ja nichts andres mehr, als wie man die Lösung des Rätsels findet.
Es sind die gleichen Zores die alle drücken, und kommt man mit irgendeinem Menschen zusammen überall ist das gleiche Thema an der Tagesordnung.
Wir hatten eigentlich noch für heute vor, noch einmal zu Lilienfeldts nach Düsseldorf zu fahren, aber ich glaube fast, sie sind einem endgültigen Abschied aus dem Wege gegangen, den sie wollten doch schon diese Woche fahren, ich glaube sie wollten es sich und auch uns nicht zu schwer machen und sind abgereist. Na, wenn, dann werden wir uns so Gtt will, drüben sehen. Sie sind über Triest gefahren. Ob das bei uns auch noch sein wird, weiss ich nicht nicht. Ich habe fast den Eindruck, als wenn eines Tages auch der Lloyd Triestino seine Erez-Fahrten einstellen würde, denn die neue Einstellung in Italien ist ja nicht so, dass man an eine weitere Freundschaft mit Palästina glauben möchte. Bisher hat allerdings die italienische Linie ein grosses Geschäft mit den Fahrten nach Haifa gemacht, ich weiss nicht, ob sie leichten Herzens auf dies Geschäft verzichtet. Man muss eben mal abwarten, eventuell fahre ich wieder wie vergangenes Jahr.
Nun bin ich am Schluss meines Wissens, es dreht sich ja nur immer um die gleiche Angelegenheit.
Also alles alles Gute, ihr beiden, und viele Küsse von Eurem
Vater & Richard.