Richard und Erna Loewy sowie andere an Sohn Ernst, 2. November 1938

2.11.38

Mein lb. Ernst!

Heute haben wir endlich vom Pal. Amt Nachricht, wann wir fahren können. Unser Schiff geht also am 23. ds. ab Triest. Ich bin sehr enttäuscht, dass wir noch so lange warten müssen, aber vorher scheinen sie keinen Platz zu haben. Wir müssen uns also noch 14 Tage hier herumdrücken, schlafen bei Seligmanns, wo wir auch Abendbrot essen & sind tagsüber auf dem Nordwall. Es ist nichts Halbes & nichts Ganzes, ich bin es jetzt schon gründlich leid. Die Hauptsache aber ist, dass es klappt & kommt es schliesslich auf 8 Tage auch nicht drauf an. Du wirst natürlich enttäuscht sein, noch so lange warten zu müssen, auch mir fällt es, wie gesagt, sehr schwer. Die Vorfreude ist reichlich lang. Aber einmal wird es nun wohl werden & wir können uns wieder in den Armen halten. Ich bin ja so gespannt, wie ich mein Söhnchen finden werde, ob sehr verändert? Lass Dir die Wartezeit nicht zu lange werden & nun können wir sagen, auf frohes Wiedersehen. Schönen Dank sag auch Richard für seine lb. Zeilen, wir werden Euch demnächst alles mündlich beantworten. Nun alles geregelt ist, werden wir selbst auch etwas weniger nervös sein. Da wir über München müssen, fahren wir einige Tage früher hier weg & unterbrechen die lange Fahrt. Alles Gute & viel Küsse
Deiner Mutter.

Mein lieber Junge! Diese Woche haben wir keine Post erhalten; hoffentlich kommt noch was. Nun ist endlich alles so weit & sind wir froh! Wie - das brauche ich wohl nicht zu sagen!! Aller-

dings dauert es noch 3 Wochen, aber auch das geht vorbei. Wir heben uns nun auch alle Dinge zum Erzählen auf - wollen nicht mehr viel schreiben. Wir sind gesund & hoffentlich seid Ihr beide das auch. Grüße auch alle Bekannten. Besonders grüße Richard & sei Du geküßt von Deinem Vater.

Viel Grüsse an Lilienfeldts, ich dachte immer noch einmal von ihnen zu hören.

Lieber Ernst! Nun hat Deine Freude eine kleine Enttäuschung erlebt, weil Du Deine l. Eltern etwas eher erwartest. Die paar Wochen gehen auch schnell herum. Ich freue mich immer, Gutes von Dir zu hören, von uns wirst Du ja immer von Deinen Lieben auf dem Laufenden gehalten. Ich kann mir denken, wie Du Dich freust, daß Ihr nun bald alle wieder zusammen seid. Alles Gute, viele herzliche Grüße & Küsse auch für Onkel Richard Deine treue
Tante Clara.
u. Onkel Emanuel.

3/11. Mein l. Ernst! Heute kam Deine l. Karte v. 28., Dank dafür. Wir sind also noch da & Du must Geduld haben. Anscheinend ist ein Brief von uns an Dich, ebenso einer an Richard, verlorengegangen; es war aber wohl nicht so wichtig. Wir haben stets viel - pünktlich - meist air mail - geschrieben! Habt Ihr denn beide von mir nichts wegen des ärztlichen Attests gehört?? Es ist nun ja unnötig. Du kannst auf diesen Brief noch antworten; wir fahren wohl ca 15ten evtl. nochmal bei Tante Hilda vorbei nach München. - Nochmals Küsse Dein
Vater.

Nochmals viel Grüsse & Küsse Deiner Mutter.