Richard und Erna Loewy und andere Bekannte an Ernst Loewy, 20. Juli 1936

Lieber Ernst!

Deine Briefe habe ich mit grösstem Interesse gelesen und mich gefreut, dass es Dir so gut geht. Es ist wirklich fein, dass Du Dich so gut eingewöhnt hast und Dir der Betrieb gefällt. - Bei mir gibt es nicht viel Neuigkeiten. Ich habe inzwischenn mein Examen bestanden und werde voraussichtlich nach Italien gehen.

Indem ich Dir weiter alles Gute wünsche bin ich mit den herzlichsten Grüssen Deintr. Vetter H.

21/7., Dienstag. - Mein lieber Junge! Heute morgen kam mit der 2. Post endlich Dein erwartete Brief. Über Dein Wohlergehen freuen wir uns natürlich sehr. - Hans Seligmann, der eben hier war, hat oben etwas angeschrieben; hoffentlich kannst Du's lesen! Ich habe zum besseren Verständnis ein paar mal hingeschrieben, was es heißen soll. Fritz ist mit dem kleinen Werner auch hier; Fritz ist momentan bei uns. - Besondre Dinge gibt es sonst nicht mitzuteilen. Wir sind gesund & sonst ist es wie immer. Daß Du Dich an die Tiere gewöhnst, reitest & fährst, ist ja sehr nett & freue ich mich darüber. Der Umgang mit Tieren ist oft schöner als der mit Menschen! - Hoffentlich gehen nur die Unruhen bald vorbei.

Gestern Abend in der ZOG. war auch bei uns Herzl- & Bialikfeier. Auch Frau Friedby kam gestern Abend zum ersten Mal, nachdem sie vor ein paar Tagen heimgekommen war. Mutter & Frau Werth. (die gestern zum ersten Mal mit da waren, Frau W. hat sich gestern Abend als Mitglied angemeldet) waren mit & sprachen wir mit Frau Friedby & hörten nochmal von Eurer schöner Überfahrt. Frau F. lobt die Haltung der Juden drüben sehr. - Deine Ausführungen über Eure polizeilichen Einrichtungen haben mich sehr interessiert. - Das Ausreißen von Bäumchen ist doch eine Gemeinheit. Tun denn das die erwachsenen Araber oder stellen sie dafür ihre Kinder an? Man sollte es nicht glauben! - Was macht Dein Englisch? Läßt Du's ganz ruhen oder tust Du für Dich schon mal was dran?

Das kleine Buch: „Probleme & Tatsachen” ist leider vergriffen & konnte uns der KKL nicht mehr senden! Schade!

Deine Bücherbesprechungen sind sehr interessant. Frau Werth. meinte, das Buch „Verdi” gehörte Ilse. Stimmt das? - Wir lesen z. Z. nur leichtere Lektüre. Uns steht nach schweren Dingen nicht der Sinn. Man kann sich nicht so konzentrieren, wie es sein müßte. - Wir wollen gleich zum Friedhof fahren. -

Der Brief muß fort. - Nun viele Grüße & Küsse Dein Vater. ![..]!

Mein lieber Ernst! Ich bin mit Werner für ein paar Tage mit dem Motorrad hier und freue mich hier alle Lieben bei bester Gesundheit angetroffen zu haben; ebenso freue ich mich sehr, daß es Dir gut geht und daß es Dir in Erez so gut gefällt. In Eile herzl. Grüße und Küsse Dein Fritz.

Mein lb. Junge! Da der Briefkasten in 10 Minuten geleert wird, auch heute nur viele, viele Grüsse & Küsse & tausend Dank für Deinen netten Brief. Morgen fange ich einen Brief & dann hörst Du mehr von mir. Nochmals Kuss
Deiner Mutter.