Großeltern Levy an Enkel Ernst, Januar 1937 (?)

Lieber Ernst.

Ich bin herzlich froh, daß Du gesund bist, daß Ihr mal aus Euerem Bau heraus waret, und daß Du die Haare geschnitten hast. Mir geht es so leidlich, der l. Großvater hatte noch immer unter seinen alten Beschwerden zu leiden. Ich hoffe, daß nun inzwischen unser Chanuka Geschenk eingetroffen ist. Nun anschließend an riechen, knipsen eine lustige Angelegenheit! „Sonntag Abend 10 Uhr. Deine Eltern nehmen ein Bad. Gemeinsam, von wegen sparen. Ich, wie immer noch auf treuer Wacht. Da plötzlich erschallt der Ruf. „Mutter, wir haben nichts zum abtrocknen, ich habe das Badetuch vergessen.” Hilfsbereit wie immer, bringe ich das Gewünschte . Nun bot sich mir ein niedlicher Anblick, denn so 3 ½ Ctr. in einer Wanne, das ist doch allerhand, und so! Da bleibt für Wasser nicht viel Raum. Diese Beschreibung wäre ganz nett mit Illustration. Lieber Ernst, nun stelle

Dir bloß vor, wenn ich nicht dagewesen wäre! Du siehst es giebt auch hier bei allem Übel, noch manchesmal eine Situation zum Lachen. Nun hoffe ich, daß auch Dir diese kleine Schilderung Spaß macht.

Bleibe weiterhin gesund u. zufrieden, nimm viele Grüße, und sei geküßt von Deiner
Großmutter.

Wie Du l. Ernst siehst, hat die l. Großmutter, trotz all ihres Zores ihren Humor noch nicht ganz verloren & wollen wir hoffen & wünschen, daß sie ihn noch viele, viele Jahre behält.

Ich persönlich habe wieder viel unter meinen alten Beschwerden zu leiden, und bin wenig zum scherzen aufgelegt. Ich freue mich auch auf Deinen Brief, und bin nur beruhigt, wenn Du so vergnügt schreibst [..] grüßt & küßt
Dein Großvater.