Richard und Erna Loewy und die Großeltern Levy an Ernst Loewy, Juni 1937 (?)

Lieber Ernst.

Für den Geburtstagsbrief, für das Blümchen und die guten Wünsche herzlichen Dank. Es war wie immer, Du erinnerst Dich wohl noch, alles war da. Bei uns ist noch alles beim Alten. In Eindhoven habe ich mich gut erholt, die Lieben dort haben sich mit mir gefreut und hätten mich noch gerne recht lange dabehalten.

Anbei ein Bildchen, es ist schlecht getroffen, das reine Fexir-Bild. Ich habe gar keine Ähnlichkeit mit mir, Tante Debora ist auch nicht ganz so dick, Onkel Herman ist vorzüglich, es ist in greller Sonne aufgenommen.

Am besten gelungen ist meine Taschentuch, ich wußte nicht wohin damit, und habe es an einen Strauch gehängt. Wenn auch schlecht, so doch eine kleine Erinnerung von meiner Holland Reise. Ich habe mich gut erholt und sehe frisch aus. Hier werden nun schon große Reisevorbereitungen getroffen, der große Koffer steht schon im Flur, Mutter rennt von der Bank ins Reisebüro, und vom Reisebüro zur Bank, Tag ein und Tag aus! wird das eine Freude werden und wirst Du l. Ernst nun wohl bald anfangen zu zählen, wie oft Du noch aufstehen mußt. Hoffentlich klappt alles, und gebe der l. Gott daß Ihr Euch in einigen Wochen gesund und froh wiedersehen werdet. Der l. Vater wird Dir auch von uns etwas Schönes mitbringen. Bleibe gesund und sei geküßt
und geküßt von Deiner Grußmutter:
und von Deinem Großvater.

wenden

Mein lieber Junge! Von mir kannst nicht viel erwarten. Ich sitze dick in der Arbeit & weiß nicht, was erst tun. Wir waren heute in Köln & haben die 3 Visa vom englischen, französ. & belgischen Konsulat erhalten. Nun ist ein Berg schäftlicher Kram für mich heute von Meister gekommen, die fertig gemacht werden müssen, denn morgen komme ich wegen der Fahrt nach Gerresheim wieder zu nichts! Dann muß ich den großen Koffer noch packen, da er am Montag pr. Frachtgut weg muß. - Ich schreibe Dir dieser Tage mal von der Reise aus & dann spreche ich Dich ja ohnehin bald.

Entschuldige also heute die Kürze & sei vielmals geküßt von Deinem
Vater! [..]!

Mein lieber Junge, ich war mit in Köln um zu sehen, ob alles glatt ging. Es hat furchtbar viel Zeit in Anspruch genommen, sonst gab es keine Schwierigkeiten. Bei Sterns sind wir angefahren, es war aber niemand zu Hause. Sonst gibt es hier nichts.

Nochmals viel Grüsse & Küsse
Deiner Mutter.