Auswanderung
Vor dem Verlassen der Schule hatte sich für Ernst Loewy die Möglichkeit einer Emigration nach Palästina mit der Organisation der „Jugend-Alija“ abgezeichnet, was ihm die Entscheidung erleichterte. Bekannte hatten seine Eltern darauf aufmerksam gemacht, die sich dann zu diesem schweren Schritt durchgerungen haben. Erleichtert wurde er dadurch, dass sie in Erwägung zogen, ihrem Sohn nach einer ersten Absicherung seiner Existenz, auf der Grundlage eines „Anforderungszertifikats“ nach Palästina zu folgen.[13]
Für den notwendigen ersten Schritt, die Zulassung zur „Jugend-Alija“, war die Teilnahme an einem entsprechenden Vorbereitungslehrgang erforderlich. Für den damals fünfzehnjährigen Ernst Loewy begann dieser im Dezember 1935 auf dem Hachschara-Gut Schniebinchen bei Forst in der Niederlausitz. Mit vier weiteren Krefelder Jugendlichen, die wie er Mitglieder des bürgerlich orientierten „Jüdischen Pfadfinderbundes“ waren, reiste er über Berlin mit dem Zug an, um in Schniebinchen einen vierwöchigen Lehrgang zu absolvieren, an dessen Ende eine Eignungsprüfung stand. Nachdem er diese erfolgreich abgelegt und aus den Händen von Vertreter*innen der „Jüdischen Jugendhilfe“ aus Berlin die „Bestätigung“ erhalten hatte, kehrte der Fünfzehnjährige Mitte Januar 1936 nochmals für einige Wochen zu seinen Eltern nach Krefeld zurück, um die konkreten Reisevorbereitungen in Angriff zu nehmen. Nachdem ihm das Berliner Palästina-Amt am 25. Februar 1936 das Einwanderungszertifikat mit der Nummer 3285 zugeteilt hatte, unterzeichneten Richard und Erna Loewy für ihren Sohn am 27. Februar schließlich den Vertrag mit der „Jüdischen Jugendhilfe“, mit dem sie sich unter anderem verpflichteten ab dem 1. April 1936 monatlich 40 RM für ihn zu zahlen.[14]
Am 22. März 1936 machte sich Ernst Loewy nach schwerem Abschied von Eltern und Familie von Düsseldorf aus auf den Weg Richtung München, wo er am Tegernsee einige Tage bei seinem Großonkel Sali Cohen verbrachte, der auch für den Vertrag mit der „Jüdischen Jugendhilfe“ bürgte. Die gemeinsame Reise mit der Gruppe jugendlicher Auswanderer - 18 Jungen und 12 Mädchen -begann dann am 25. März in München und führte mit dem Zug über Salzburg und die Hohen Tauern bis Triest. Im dortigen Hafen bestiegen sie am 27. März die „Tel Aviv“, die - nach einem kurzen Aufenthalt in Split - am 2. April in Haifa anlegte. Noch an Bord wurde die „Jugend-Alija“-Gruppe von Henrietta Szold, ihrer Leiterin in Palästina, in Empfang genommen.
[13] Loewy, Jugend, S. 8.
[14] Vgl. Loewy, Jugend, S. 16f. Dort auch das Folgende.