Die Schule war bis 1933 neben der Familie der unumstrittene Ort kindlicher und jugendlicher Erziehung und Ausbildung. Mit der NS-Machtübernahme wurde hier allerdings nicht mehr nur unterrichtet, sondern häufig auch massiv ideologisch beeinflusst. Außerdem versuchten die Nationalsozialisten zunehmend verschiedene Formen von Lagererziehung zu etablieren, in deren Rahmen eine Indoktrination und Wehrerziehung noch effektiver möglich war. Im Krieg wurden die so beeinflussten Heranwachsenden dann zunehmend zu Kriegshilfsdiensten der unterschiedlichsten Art herangezogen.
Mit Beginn des Krieges und den damit verknüpften Veränderungen änderte sich auch das Verhalten der Jugendlichen teilweise beträchtlich und gab den Verantwortlichen Anlass zur Besorgnis. [1] Bereits in den ersten Wochen nach dem 1. September 1939 hielt man es beispielsweise in Köln für dringend geboten, Kinder und Jugendliche nachdrücklich auf die Verdunkelungsvorschriften hinzuweisen. Der Polizeipräsident, so wurde der lokalen Lehrerschaft bereits Mitte September 1939 mitgeteilt, habe „in einer Besprechung mit Vertretern des Schulamtes darauf hingewiesen, dass sich Kinder trotz der uneingeschränkten Verdunkelung bis in die Nacht hinein auf den Straßen herumtreiben" würden. Man forderte die Lehrer auf, sich nach Anbruch der Dunkelheit „hin und wieder auf den Straßen zu zeigen", um die Kinder zurechtzuweisen.
Die Situation verschärfte sich ab Oktober 1939 nochmals erheblich, als im Vorfeld des Westfeldzuges vorübergehend zahlreiche Wehrmachtseinheiten in und um Köln stationiert wurden. Umgehend wurden erhebliche „sittliche Gefahren" insbesondere für die weibliche Jugend ausgemacht. Die Kölner Schulen wurden daher aufgefordert, den Jugendlichen Alternativen für eine sinnvolle Freizeitgestaltung an „langen Winterabenden" zu bieten. Das gelang aber wohl höchstens rudimentär, denn die Themen Jugend und Jugendkriminalität sollten bis Kriegsende - und darüber hinaus - stets wiederkehrende Punkte auf der kriegsbedingten und kriegsbestimmten Tagesordnung bleiben.
An dieser Stelle soll am Kölner Beispiel die Situation von Kindern und Jugendlichen unter den Bedingungen des eskalierenden (Bomben-) Krieges skizziert werden. Weitere Beiträge für andere Städte und Regionen sind in Arbeit, wobei sie zumeist nur bestimmte, oft lokalspezifische Ereignisse und Erscheinungen aus der Perspektive jugendlichen Lebens in den Blick nehmen werden.
Vieles von dem, was hier nur kurz angerissen wird (z.b. Reicharbeitsdienst, Kinderlandverschickung oder Luftwaffenhelfer), ist im Rahmen dieser Präsentation an anderer Stelle weitaus ausführlicher und differenzierter dargestellt.
[1] Die Darstellung folgt Rüther, Köln. passim. Dort alle Quellenangaben und weitere Literatur.
zuletzt bearbeitet am: 19.04.2016