Astrid Kusch wird am 23. September 1932 in Langeböse in Hinterpommern geboren.[1] Trotz des Krieges verbringt sie hier mit ihren beiden jüngeren Geschwistern auf dem elterlichen Bauernhof eine weitgehend unbeschwerte Kindheit. Erst als sich seit Herbst 1944 auch in Langeböse das Herannahen der Front zunehmend bemerkbar macht, macht sich auch im Hause Kusch schleichend die Angst vor einer ungewissen Zukunft breit. Die Eltern bereiten die Flucht vor, die sich jedoch zunächst zerschlägt, weil Vater Hugo im Februar 1945 zum Volkssturm einberufen wird.
Am 9. März 1945 müssen die Langeböser ihr Dort verlassen und verstecken sich im nahegelegenen Wald. Zu dieser Zeit kehrt ihr Vater vom Volkssturm zurück. Als sich die Familie auf den Rückweg nach Langeböse macht, wird der Hugo Kusch vor den Augen seiner Familie erschossen. Mutter und Kinder leben unter schwierigen Bedingungen unter polnischer Besatzung, bis sie im Herbst 1947 endgültig aus ihrem Dorf vertrieben werden.
Weil ihre Erna Schwester mit Mann und Kindern schon im Herbst 1946 ihre Heimat hatten verlassen müssen und am Niederrhein ansässig geworden war, haben die Kuschs eine Anlaufstation und kommen im Oktober 1947 in Garzweiler an. Nun beginnt der lange und schwierige Prozess der Integration der evangelischen sowie mittel- und vaterlosen Familie am vorwiegend katholischen Niederrhein.
[1] Der Lebensgeschichte von Astrid Katthagen liegt ein langes lebensgeschichtliches Interview zugrunde, das am 22. April 2016 mit ihr geführt wurde. Am gleichen Tag fanden auch die Gespräche mit ihrem Bruder Dietmar Kusch und ihrer Tochter Verena Blank statt. Ergänzt wird die folgende Darstellung an einigen Punkten durch einen schriftlichen Bericht, den Astrid Katthagen zuvor über ihre Flucht und die anschließende Vertreibung verfasst hat.