„Es war schlimm, dass wir unsere Heimat verlassen mussten.“ - Vertreibung

„Da wurde drüber gesprochen. ‚Wir gehen weg hier, wir gehen nach Deutschland rüber‘“, fasst Astrid Katthagen die damalige Stimmung in der Familie zusammen. Der endgültige Zeitpunkt der Vertreibung wird jedoch von polnischer Seite bestimmt. Im Herbst 1947 wird allen deutschen Einwohnern von Langeböse mitgeteilt, dass die Vertreibung aus ihrem Dorf und auch aus Pommern nun endgültig bevorsteht.[1] „Es war schlimm, dass wir unsere Heimat verlassen mussten, aber zugleich hofften wir auf ein neues Leben in Ruhe und Sicherheit,“ fasst Astrid Katthagen die damalige zwiespältige Stimmung in Worte. Erleichtert wird der Familie die bedrückende Situation dadurch, dass sie mit Familie Bandemer, die bereits im August 1946 aus Groß Boschpol nach Garzweiler gekommen ist, über eine Anlaufstelle im Westen verfügt. Durch Briefkontakte sind beide Seiten über den jeweiligen Stand der Dinge informiert. Daher ist es für die Bandemers selbstverständlich, die Verwandtschaft in deren Notlage bei sich aufzunehmen.

Eines Abends, so erinnert sich Astrid Katthagen an den Akt der Vertreibung, sei der Sohn eines Nachbarn mit der Mitteilung erschienen, dass in der folgenden Nacht die Vertreibung bevorstünde. Tatsächlich trifft kurz darauf der entsprechende offizielle Bescheid ein. Hilfesuchend wendet sich Mutter Helene an den polnischen Bauern, der den Hof der Kuschs übernommen und zu dem man ein fast freundschaftliches Verhältnis entwickelt hat. Er erklärt sich sofort bereit, die Familie mit ihren wenigen Habseligkeiten auf seinem kleinen Panjewagen zum Bahnhof nach Pottangow (heute: Potęgowo) zu bringen.

Dort steht ein Zug aus Viehwaggons, in den nun die Vertriebenen verladen werden. „Da saßen wir dann drin.“ Von Pottangow führt der Weg in ein Lager im thüringischen Erfurt. Astrid Katthagen hat nicht viele Erinnerungen an diese Episode, entsinnt sich aber genau der Szene der Entlausung: „Wir mussten in einen Raum gehen, in dem geprüft wurde, ob wir keine Läuse hätten. Dazu standen wir bis auf das letzte Kleidungsstück ausgezogen mit vielen anderen Männern, Frauen und Kinder zusammen in diesem Raum und wurden untersucht.“ Danach sei die Familie mit anderen Lagerinsassen auf große Säle verteilt worden. „Wir lagen da auf dem Boden, denn wir hatten doch nichts.“

 
Fußnoten

[1] An anderer Stelle wird der 28. Juli 1947 als Tag der endgültigen Vertreibung genannt. Später werden dann 406 in der Bundesrepublik und 173 in der DDR lebende ehemalige Langeböser ermittelt. Vgl. Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern, Lübeck 1989, S. 689.