Zu diesem Zeitpunkt weiß die Familie bereits, dass Otto Riediger seine schwere Verwundung nicht überlebt hat und im Lazarett in Greiz gestorben ist. Nach der Überfahrt von Dänemark, so erinnert sich Gertrud Zillikens an diese Situation, hätte in Lübeck eine schriftliche Nachricht auf sie gewartet: „Der Papa ist tot.“ Die Wirkung der Botschaft dürfte umso verheerender gewesen sein, als Katharina Riediger – laut Tochter Gertrud vor lauter Nervosität – den Brief zunächst falsch liest und mitteilt, der Vater sei am Leben. „Ach, ich bin rausgelaufen. Ich habe mich gefreut.“ Umgehend wird Gertrud jedoch auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, als ihre Mutter den Irrtum erkennt. Nun heißt es unumkehrbar: „Der Papa ist tot.“ Katharina Riediger ist angesichts des Schicksalsschlages kaum in der Lage, eine Regung zu zeigen. Während Gertrud „schrecklich weint“, ist sie dazu nicht mehr in der Lage. „Wie versteinert“ habe sie im Raum gestanden und den zuvor sicherlich befürchteten, nun aber zur Gewissheit gewordenen Tod ihres Mannes nicht fassen können. „Aber es war wirklich so.“
Auch später wird es Gertrud Zillikens schwer gemacht, den Verlust des geliebten Vaters zumindest etwas besser zu verarbeiten. Lange vor dem Fall der Mauer fragt sie im thüringischen Greiz an, ob sie dessen Grab besuchen dürfe. Ihr wird nicht nur die Genehmigung erteilt, sondern auch zugesichert, dass die Grabstätte sauber und gepflegt sei. Als sie dann aber mit ihrem Mann den Friedhof in Greiz besucht, ist dort kein Grab des Vaters zu finden. Das Ehepaar sucht das gesamte Territorium ab – vergebens. „Ein großes Gelände, ein wunderschöner Waldfriedhof, aber alles verkommen.“ Entgegen der zuvor erhaltenen Auskunft bleibt alles Suchen vergeblich. „Das war ein Müllhaufen!“