Angesichts der engen Räumlichkeiten und dem bedenklichen Gesundheitszustand von Mutter und Schwester muss dringend etwas an der Unterbringung geändert werden. Weil größere Wohnungen zu jener Zeit praktisch nicht zu bekommen sind, geht Familie Riediger einen anderen Weg und teilt sich sozusagen in Holz auf. Die gesundheitlich nach wie vor angeschlagene Hedwig etwa findet Aufnahme in einer ortsansässigen Familie, wo sie eine gute Unterkunft findet und gut ver- und gepflegt wird.
Auch Gertrud hat Glück und wird zeitweise Mitglied einer Holzer Gastwirtfamilie. „Die Leute haben mich genommen“, erzählt sie noch heute mit großer Dankbarkeit. Ein gutes Dreivierteljahr verbringt sie in der Familie, bekommt reichlich zu essen, hat ein eigenes Bett und wird zudem mit neuen Kleidern ausgestattet. „Da hatte ich ein wunderbares Leben.“ Vor allem einen vollgedeckten Tisch ist Gertrud seit Jahren nicht mehr gewohnt, so dass ihr gleich am ersten Abend in der Gastfamilie etwas passiert, was ihr bis heute etwas peinlich ist. Sie ist von dem reichlichen Abendbrot so irritiert und begeistert, dass sie weder rechts noch links schaut, sondern mit dem Essen beginnt. „Ich habe gegessen und gegessen und gar nicht geguckt. Und auf einmal sagt der Opa: ‚Gertrud, wir wollen auch noch etwas haben.‘ Ach, da bin ich in Tränen ausgebrochen. Ich habe mich geschämt. Da sagt er: ‚Ist doch nicht schlimm. Wir haben so viel, Du kannst essen was Du willst.‘“ Unter solchen für sie geradezu paradiesischen Umständen kommt die in der Spinnerei hart arbeitende Gertrud bald wieder zu Kräften.
Lediglich Nesthäkchen Angelika bleibt mit der Mutter in dem kleinen Zimmer auf dem so ungastlichen Bauernhof wohnen. Hierhin müssen allerdings auch Hedwig und Gertrud nach der schönen Zeit in ihren jeweiligen Gastfamilien zunächst wieder zurückkehren. Insgesamt müssen die vier Riedigers rund sieben Jahre in dem viel zu engen Zimmer mit einer unfreundlichen Vermieterin zubringen!