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Jugend! Deutschland 1918-1945
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Mediengeschichte

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts begannen die damals modernen Medien rasant an Verbreitung und Bedeutung zuzunehmen. Rundfunk, Grammophon und Film hielten Einzug in die Freizeit der Bevölkerung, wurden aber insbesondere seitens des NS-Regimes auch für Propagandazwecke und zur ideologischen Beeinflussung genutzt. Das galt aber auch für Zeitungen und Zeitschriften sowie die Literatur überhaupt. All diese Medien werden hier sowohl hinsichtlich ihrer Entwicklung als auch ihrer Bedeutung ausführlich vorgestellt.

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Kino in einer Kleinstadt – Das Beispiel Menden

Spezifische NS-Inhalte fanden schnell Eingang in die Mendener Kinos.[1] So wurde hier bereits 1933 der Film „F.P. 1 antwortet nicht“ gezeigt, der die männliche Jugend im Hinblick auf die bevorstehende Wiederaufrüstung für die Fliegerei begeistern sollte. Die bald darauf auch in der Kleinstadt anlaufenden Propagandafilme „SA-Mann Brandt“ und „Hitlerjunge Quex“ sollten auch den Jungen und Mädchen im abgelegenen Sauerland die neuen Leitfiguren der NS-Jugend vor Augen führen. Wie sehr solche Filmangebote in der Anfangszeit des NS-Regimes der gezielten Anwerbung noch nicht organisierter Jugendlicher dienten, zeigt auch jener improvisierte Filmabend, zu dem auf Initiative der Mendener Hitlerjugend im Dezember 1933 neben deren Angehörigen laut Bericht der Mendener Zeitung“ zugleich „eine sehr große Anzahl Jungen und Mädel erschienen“ war, denen unentgeltlich unter anderem auch ein Propagandafilm „zum Leben und Treiben in der HJ“ vorgeführt wurde.

Die bereits 1934 ins Leben gerufene „Jugendfilmstunde“ wurde in Menden laut einer Presseangabe in der MZ vom 28. Januar hingegen erst Anfang 1939 durchgeführt. Danach wurden die Jugendlichen dann häufig per Standortbefehl für entsprechende Aufführungen ins Kino zitiert, wo zu besonders günstigem Eintrittspreis dann jene Filme gezeigt wurden, die den Machthabern zur Beeinflussung der Heranwachsenden besonders geeignet erschienen. In Menden waren das etwa – in zeitlicher Abfolge der Nennung in der Lokalpresse - „Pour le mérite“, „Der Kaiser von Kalifornien“, „Jud Süß“, „Der Marsch zum Führer“, „Der ewige Jude“, „Bismarck“, „Feinde“, „Friedrich von Schiller“, „Carl Peters“, „Wunschkonzert“, „Mein Leben für Irland“, „Spähtrupp Hallgarten“, „Der Ochsenkrieg“, „Tag der Hitler-Jugend“ oder „Paracelsus“. Noch Ende 1944 sollte in Menden wegen des kriegsbedingten Ausfalls anderer HJ-„Kulturveranstaltungen“ Jugendfilmstunden verstärkt durchgeführt werden.

Fußnoten

[1] Die Darstellung folgt der umfangreichen Untersuchung der Hitlerjugend in Menden von Werner Sarhage. Dort auch alle Quellennachweise. Der Autor stellte das Manuskript bereits vor der Veröffentlichung zur Verfügung. Hierfür einen herzlichen Dank.

zuletzt bearbeitet am: 17.04.2016