Suchen & Finden
Jugend! Deutschland 1918-1945
Editionen zur Geschichte
Didaktik & Schule
Propaganda

Unter diesem Punkt findet sich in gebotener Kürze und mit Fokussierung auf die Jahre von 1933 bis 1945 ein Definitionsversuch von „Propaganda“. Außerdem wird hier der Frage nachgegangen, ob und wie diese Beeinflussungsbemühungen des NS-Regimes von der Bevölkerung aufgenommen wurden.

Inhalt
Baum wird geladen...

Definition

Nach Thymian Bussemer ist Propaganda „eine besondere Form der systematisch geplanten Massenkommunikation, die nicht informieren oder argumentieren, sondern überreden oder überzeugen möchte“. Das soll in der Regel durch Verwendung einer „symbolisch aufgeladenen und ideologiegeprägten (Bild-)Sprache“ geschehen, mittels der die Wirklichkeit stark verzerrt wird, weil sie Informationen entweder falsch vermittelt oder gleich ganz unterschlägt. Das Ziel von Propaganda ist es laut Bussemer, „bei den Empfängern eine bestimmte Wahrnehmung von Ereignissen oder Meinungen auszulösen, nach der neue Informationen und Sachverhalte in den Kontext einer ideologiegeladenen Weltsicht eingebettet“ würden. Durch solche Bemühungen und – noch näher zu skizzierende - flankierende Maßnahmen wird ein spezifischer, den jeweiligen Propagandisten genehmer „Wahrnehmungsraum“ geschaffen, in dem die Empfänger von Propaganda die durch sie vermittelten Informationen dann einordnen oder bewerten können. Auf diese Art und Weise werden sie durch Propaganda langfristig manipuliert, wobei deren Verbreitung durch die unterschiedlichsten Kommunikationstypen erfolgt.[1]

Gerade hierin sieht Daniel Mühlenfeld ein gravierendes methodisches und letztlich auch inhaltliches Problem, weil der Begriff „Propaganda“ nach seinem Dafürhalten in vielen Untersuchungen unreflektiert verwendet würde, „indem sie ihn als Quellen- und Analysebegriff zugleich verwenden“. So gilt etwa eine die NS-Ideologie bejahender Zeitungsartikel, also eine „klassische“ historische Quelle, als „Propaganda“, die es dann wieder unter Zugrundelegung der Definition von NS-Propaganda zu analysieren gilt. Um die aus einer solchen Konstellation zwangsläufig erwachsenden inhaltlichen und terminologischen Unklarheiten von Beginn an zu vermeiden, möchte Mühlenfeld den Begriff „Propaganda“ als analytischen Begriff daher „gänzlich aus dem Vokabular der Geschichtswissenschaft zu verbannen“ und schlägt stattdessen den Terminus der „Medien- oder Kommunikationspolitik“ vor.

Daraus ergibt sich für ihn folgendes Analysemodell: „Kommunikation als prozesshafte Handlung setzt sich, schematisch vereinfacht dargestellt, zusammen aus Kommunikator und Rezipient, aus Intention und Wirkung der Botschaft sowie aus der Art und Weise ihrer materiellen Beschaffenheit beziehungsweise ihrer medialen Darreichungsform und deren räumlicher Verbreitung. Rückübertragen auf den Begriff der ‚Propaganda‘ heißt das, eine wissenschaftliche Untersuchung, die sich ‚der NS-Propaganda‘ widmet, greift jeweils einen der benannten Aspekte des Kommunikationsprozesses heraus und nimmt diesen zum Gegenstand: Welche Personen haben gehandelt? Welche Botschaften wurden kommuniziert? Auf welchem Wege wurden sie kommuniziert? Welche Verbreitung hat ein Medium überhaupt erfahren? Welche Erkenntnisse ergeben sich daraus für die Frage nach dem Verbreitungsgrad der transportierten Botschaft?“ [2]

Fußnoten

[1] Nach Bussemer, Propaganda, S. 1f.

[2] Mühlenfeld, NS-Propaganda, S. 528

zuletzt bearbeitet am: 20.04.2016