Suchen & Finden
Jugend! Deutschland 1918-1945
Editionen zur Geschichte
Didaktik & Schule
Lebenswelten

Jugendliche wuchsen nicht in „luftleeren“ Räumen auf, sondern in ihren jeweiligen Lebenswelten. Gerade zwischen 1918 und 1945 machte es oftmals einen erheblichen Unterschied, ob man auf dem Land oder in der Stadt aufwuchs, im katholischen oder im Arbeitermilieu, ob in einer bürgerlichen Klein- oder in einer bäuerlichen Großfamilie. Wie veränderten sich damals die Familienstrukturen, wie die schulische Erziehung? Außerdem bestimmten neue Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zunehmend das jugendliche Leben und Streben.

Inhalt
Baum wird geladen...

„Jugend“ – Was ist das?

„Jugend“ war und ist laut Jürgen Reulecke einer der bemerkenswertesten und zugleich schillerndsten Schlüsselbegriffe des 20. und wohl auch des beginnenden 21. Jahrhunderts.[1] Aber was genau verbirgt sich dahinter? Was wird unter „Jugend“ verstanden?

Zunächst gilt es festzustellen, dass es sich bei „Jugend“ nicht um eine „universelle Kategorie“ handelt. Das, was als ihr zugehörig definiert wird, ist stets „Produkt der jeweiligen Zeit, Kultur und Gesellschaft“. „Als soziales und kulturelles Konstrukt ist sie das Ergebnis eines permanenten gesellschaftlichen Aushandlungsprozesses.“[2]

Orientiert man sich am aktuellen deutschen Recht, erscheint eine Definition der Gruppe der „Jugendlichen“ zunächst einfach und klar: es handelt sich um die Gruppe der 14- bis 18-Jährigen. Aber schon ein Blick nach links oder rechts zeigt, dass diese juristisch definierte Kategorie beileibe nicht überall Anerkennung und Anwendung findet. Die UN-Generalversammlung etwa fasst unter diese Gruppe all jene, die älter als 15 und jünger als 25 Jahre sind, während die Shell-Jugendstudie, die sich dem Phänomen „Jugend“ auf soziologischem Wege nähert, ihre Untersuchung auf die Zwölf- bis 25-Jährigen erstreckt.[3] Und auch eine allgemeingültige historische Definition von „Jugend“ gibt es bis heute nicht.[4]

Der Begriff selbst und damit auch die damit zusammenhängenden Diskussionen sind vergleichsweise jung. Noch im 19. Jahrhundert gab es „Jugend“ überhaupt nicht und die Jahre zwischen etwa dem zwölften und 21. Lebensjahr wurden nicht als eigenständige Phase im menschlichen Leben gesehen, sondern lediglich als Übergang vom Kindsein zum Erwachsenenleben gedeutet.[5] Als der Begriff dann seit den 1880er Jahren stärker in Gebrauch kam, diente er mit Blick auf junge Arbeiter zunächst einer vorwiegend negativen Beschreibung jugendlicher Eigenschaften mit Tendenzen zur Verwahrlosung, Kriminalität und der Empfänglichkeit für sozialistisches Gedankengut und beschrieb das Jugendalter entsprechend als Zeit der Gefährdung und Unreife.[6]

Gerade in der Zeit nach 1933 war es für die Gestapo und andere Überwachungsorgane daher stets selbstverständlich und ein Leichtes, solche latent weiterhin wirksamen Vorurteile zu aktualisieren und zu unangepasstem Jugendverhalten umzudeuten, was in weiten Teilen der Bevölkerung durchaus auf breites Verständnis stieß. Letztlich hält diese Tendenz, in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche oder Krisen ein negatives Jugendbild zu aktualisieren und zu kommunizieren, bis heute an.

Fußnoten

[1] Reulecke, Jugend S. 86.

[2] Köster, Garde, S. 6.

[3] Diese Angaben nach http://de.wikipedia.org/wiki/Jugend (eingesehen am 1.3.2016).

[4] Vgl. etwa Stambolis, Mythos, S. 11.

[5] Kampschroer, Jugend, S. 9.

[6] Vgl. – auch zum Folgenden - http://de.wikipedia.org/wiki/Jugend (eingesehen am 1.3.2016).

zuletzt bearbeitet am: 13.09.2016