"Flucht und Vertreibung“ war ein dominierendes Thema der Nachkriegszeit. Zwischen 1944 und 1948 waren in Deutschland und in Europa rund hundert Millionen Menschen „unterwegs“, die ihre Heimat für immer oder für längere Zeit verlassen mussten. Die Welt erlebte damals die zahlenmäßig größte Wanderung der Geschichte überhaupt. In Deutschland hielten sich 1945 zwei Drittel der Bevölkerung nicht an ihren angestammten Wohnplätzen auf. Und ob die Menschen, die das Schicksal zusammenführte, das nun wollten oder nicht, sie waren dauerhaft zum Zusammenleben gezwungen.
Der langjährige Prozess von Flucht und Vertreibung der Deutschen erfolgte in drei Phasen, die sich mit den Begriffen Flucht, Vertreibung, Zwangsausweisung umreißen, aber nicht immer trennscharf unterscheiden lassen.[1] Je nach Region gab es unterschiedliche Entwicklungen, von der jeweils der Zeitpunkt und auch die Art der Durchführung abhingen. Allgemein gilt: „Der Exodus begann mit der Flucht vor der Sowjetarmee, es folgten sogenannte wilde Vertreibungen durch polnische und tschechoslowakische Machthaber, die vor Beginn der Grenzverhandlungen Fakten schaffen wollten; am Ende stand die vertraglich festgelegte Vertreibung nach dem Potsdamer Abkommen.“
[1] Zum Folgenden vgl. Kossert, Heimat, S. 27
zuletzt bearbeitet am: 05.12.2017