geb. in Köln 1925
Peter Richerzhagen, geboren am 24. Dezember 1925, wächst in Köln-Dünnwald auf. Die Eltern stammen beide von Höfen im Bergischen Land, sind jedoch nicht erbberechtigt, so dass der Vater nun bei der Reichsbahn und die Mutter als Hausfrau arbeitet. Viel Geld ist nicht vorhanden, dennoch verlebt Peter eine unbeschwerte Kindheit, die vor allem durch ausgiebiges Spielen mit seinen Freunden im nahen Wald geprägt ist.
Die Machtübernahme der Nationalsozialisten wird vom Vater begrüßt, ebenso wie in vielen anderen Familien des Dorfes. Peters Schulzeit verläuft ohne Probleme. Er ist ein sehr guter Schüler, so dass er nach dem Abschluss der Volksschule auf das Gymnasium in Köln-Mülheim wechselt.
Seine politische Erziehung hin zum Nationalsozialismus ist ein schleichender Prozess. Der Diktatur begegnet der heranwachsende Junge loyal; zwar erlebt er die Verfolgung der Juden mit eigenen Augen, doch dem NS-Staat gegenüber hält sich seine Skepsis in Grenzen. 1936 wird er Mitglied im Jungvolk und wechselt später zur Marine-HJ in Mülheim. Dies sieht er als Weg, seinen Jugendtraum zu verwirklichen und zur See zu fahren.
1943 meldet er sich, mit einem Abgangszeugnis mit „Reifevermerk“ in der Tasche, freiwillig zur Marine, um eine Laufbahn als Seeoffizier einzuschlagen. Der praktische Teil der Ausbildung erfolgt auf dem Segelschiff „Albert Leo Schlageter“. Bis zuletzt glaubt Peter an den Sieg des Deutschen Reiches, trotz aller Verlustnachrichten und der zunehmenden Härte des Krieges.
Sein Traum von einer Karriere in der Marine zerschlägt sich Anfang 1945. In den letzten Kriegsmonaten wird der Marinesoldat zum Panzerjäger umgeschult und an die Front geschickt; mittlerweile ist die Rote Armee nah an Berlin herangerückt. Mit ungebrochener Zuversicht glaubt Peter an den „Endsieg“. Vermutlich durch die Weitsichtigkeit seiner Vorgesetzen werden die jungen Offiziersanwärter in keine größeren Gefechte mehr verwickelt, und Peter gelingt es, einer drohenden russischen Kriegsgefangenschaft zu entgehen und kommt nur kurz in amerikanischer Gefangenschaft.
Nach 1945 bricht Peter mit den Überzeugungen seiner Jugendzeit, erst allmählich und schließlich mit großer Überzeugung. Als Lehrer setzt er sich in der Bundesrepublik für die freie Entfaltung des jugendlichen Denkens ein; die Kritik an der Autorität und die ungezwungene Diskussion zu schulen, ist Peter Richerzhagen bis heute ein wichtiges Anliegen geblieben.
Das Interview mit Peter Richerzhagen wurde 2013 geführt.
zuletzt bearbeitet am: 07.09.2016