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Max Esser

geb. in Köln 1923

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Max Esser (1923)

Max Esser wird am 9. Dezember 1923 in Köln geboren und wächst mit seinem Bruder und seinen Großeltern mütterlicherseits in einem Mehrgenerationenhaushalt in Köln-Braunsfeld auf. Die Eltern führen eine - zu diesem Zeitpunkt noch seltene - interkonfessionelle Ehe. Max und sein Bruder werden jedoch evangelisch erzogen.

Die finanzielle Lage der Familie ist stets sehr prekär, da der Vater immer wieder von Arbeitslosigkeit betroffen ist.

Über Politik wird im eher bildungsfernen Elternhaus nicht offen diskutiert, jedoch sympathisiert Vater Stefan mit dem NS-Regime und wird Parteimitglied. Auch Mutter Amalie tritt der NS-Frauenschaft bei. Beide Elternteile zeigen darüber hinaus kein parteipolitisches Engagement.

Die Zeit der Volksschule ist für Max vor allem durch harte Prügelstrafen und sadistische Lehrer geprägt. Die politische Indoktrination hält sich nach seinem Empfinden zunächst allerdings noch in Grenzen.

Mit einem Freund nimmt Max im April 1933 erstmals an einem Heimnachmittag des „Jungvolks“ teil. Trotz anfänglicher Skepsis wird er Mitglied und ist dabei besonders von den zahlreichen sportlichen Aktivitäten und der engen Gemeinschaft angetan. Der musikbegeisterte Max tritt dem Fanfarenzug bei und bekommt von seinem Stammführer seine erste eigene Gitarre geschenkt. Auch die zahlreichen Fahrten und Zeltlager sind für ihn eine tolle Erfahrung.

Max steigt in der Hierarchie des Jungvolks bis zum Fähnleinführer auf. Karriere und die damit verbundene Verantwortung erfüllen ihn mit Stolz. Er erledigt die ihm übertragenen Aufgaben gewissenhaft und mit großer Freude.

1937 zieht Familie Esser nach Köln-Bickendorf. Max wechselt auf die Aufbauschule, auf der der Lernstoff deutlich anspruchsvoller ist, aber auch der NS-Einfluss immer deutlicher spürbar wird. Er findet Anschluss an andere Jugendliche, die sich statt an Jungvolk oder HJ eher an unangepassten Jugendlichen orientieren. Darunter leidet sein Engagement im Jungvolk.

Das ändert jedoch nichts an seiner generellen Zustimmung zu den Zielen des NS-Regimes. Als er im März 1942 zur Wehrmacht eingezogen wird, ist seine Hoffnung auf den „Endsieg“ ungebrochen. Max wird nach Frankreich beordert und erlebt die Invasion alliierter Truppen in der Normandie. Er wird am Bein verletzt.

Nach seiner Genesung führt ihn sein Weg als Reserve-Offiziers-Bewerber an die Kriegsschule nach Dessau. Die Ausbildung wird aufgrund des Vorrückens der alliierten Truppen jedoch vorzeitig abgebrochen. Max gerät in amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Nach Lageraufenthalten in Bad Hersfeld, Bad Kreuznach und Wickrath wird er schließlich im Juli 1945 aus der Gefangenschaft entlassen und beginnt in Köln ein Ingenieursstudium.

Max Esser nimmt rückblickend eine reflektiert-kritische Haltung gegenüber seinen Verstrickungen ins NS-Regime ein und konstatiert: „Ich persönlich war ein gelungenes Produkt dieses Systems ohne es zu merken.“

 

zuletzt bearbeitet am: 14.09.2016