geb. in Essen 1924
Ernst Schmidt wird am 12. Oktober 1924 in Essen-Borbeck geboren. Seine Kindheit und Erziehung sind - wie auch die seiner Schwester - stark durch die enge Bindung der Eltern an die evangelische Kirche geprägt.
Ernst besucht acht Jahre lang die evangelische Volksschule in Borbeck. Der Weg auf die höhere Schule, den ihm sein Lehrer immer wieder empfohlen hat, bleibt ihm verschlossen, weil sein Vater als Hufschmied nicht über die entsprechenden finanziellen Mittel verfügt, um seinen Kinder eine weiterführende, von der Zahlung eines hohen Schulgeldes abhängige Ausbildung zu ermöglichen.
Ernst wird Mitglied im Jungvolk, wo er sich sehr wohl fühlt, weil Adolf Hitler für ihn ein echtes „Idol", das er hier verehren kann. Andererseits hat er es im Jungvolk oft sehr schwer, weil er als der „dicke Schmidt" nicht dem nationalsozialistischen Ideal des athletisch gebauten, stahlharten Jungen entspricht. Wegen seiner Korpulenz bleibt es ihm auch verwehrt, innerhalb des Jungvolks oder der Hitlerjugend Karriere zu machen.
Mit der Unterstützung seines Vaters gelingt es Ernst, eine Lehrstelle als Kaufmannsgehilfe beim Essener Lokalanzeiger zu bekommen, die er im Mai 1939 antritt. Der dortige Chef ist ihm sehr gewogen und setzt sich für ihn ein. Doch als der Lokalanzeiger aufgrund einer Verordnung des Reichspropagandaministers eingestellt werden musste, wechselt Ernst für sein letztes Lehrjahr zur nationalsozialistischen Essener Nationalzeitung.
Unmittelbar nach Beendigung seiner Lehre wird er zum Reichsarbeitsdienst und anschließend zur Wehrmacht eingezogen. Damals empfindet Ernst auch das als eine große Ehre, da er nun endlich selbst für den „Führer" und Deutschland kämpfen darf. Sein Einsatz an der Ostfront beraubt ihn jedoch schnell aller Illusionen, und es fällt Ernst Schmidt bis zu seinem Tod im Dezember 2009 äußerst schwer, über seine dortigen Erlebnisse zu sprechen.
Kurz nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht gerät er im Mai 1945 mit seiner Einheit in russische Kriegsgefangenschaft und ist sich in diesem Moment sicher, nun mit allen anderen Kameraden erschossen zu werden. Dass dies nicht geschieht, bezeichnet Ernst Schmidt rückblickend als den entscheidenden Wendepunkt für seine weitere Entwicklung. In der Gefangenschaft ergeht es ihm vergleichsweise gut. Einige Wochen lang nimmt er an einer sogenannten „Antifa-Schule" teil und wird anschließend entlassen.
Seitdem interessiert sich Ernst Schmidt vor allem für marxistische Philosophie und tritt, nachdem er wieder zurück in Essen ist, in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein. Für die KPD bzw. später die DKP setzt er sich lange mit großem Engagement ein, bis er sich Anfang der 1980er Jahre umorientiert und 1986 schließlich Mitglied der SPD wird.
Ernst Schmidt macht sich seitdem insbesondere als Essener „Stadthistoriker" einen Namen und baut ein umfangreiches, heute nach ihm benanntes Archiv zu zahlreichen Aspekte der Stadtgeschichte auf.
zuletzt bearbeitet am: 21.04.2016