geb. in Essen 1911
Hans Schreiber wird am 30. Mai 1911 in Essen geboren. In seiner tief religiösen Familie finden politische Ereignisse wenig Beachtung und so verlebt er mit seinen beiden Geschwistern eine unbeschwerte Kindheit.
Nach der Volksschule besucht Hans die Humboldtschule, wo er durch Klassenkameraden das Weigle-Haus und auch eine bündische Wandervogel-Gruppe kennenlernt. Dort fühlt er sich vor allem wegen des starken Zusammenhalts dieser Gemeinschaft wohl und ist begeistert von deren Wanderfahrten.
Das Jahr 1931 bringt für den Zwanzigjährigen zwei einschneidende Ereignisse mit sich: erst scheitert er in der Abiturprüfung und wenig später stirbt sein Vater. Daraufhin gibt Hans seine ursprünglichen Pläne auf und absolviert eine Ausbildung bei der Essener Krankenkasse, um seine Familie finanziell unterstützen zu können.
Wenn er auch bis dahin politisch eher uninteressiert und noch indifferent ist, setzt er nach der NS-Machtübernahme 1933 doch große Hoffnungen in das neue Regime. Seine Wandervogel-Gruppe tritt geschlossen in die HJ ein; nicht zuletzt mit der Hoffnung so dort als eigene Einheit zusammenbleiben zu können. es dauert aber nicht lange, bis die Jugendlichen und jungen Männer nach ihren Wohnorten auf die verschiedenen HJ-Unterbanne aufgeteilt werden.
Auch Hans, der ja längst der eigentlichen HJ-Alter entwachsen ist, bleibt in seinem Unterbann aktiv, steigt bis zum Kassenwarts auf und lässt sich immer stärker von der NS-Ideologie begeistern. Schließlich tritt er mit voller Überzeugung in die NSDAP ein.
Selbst Gewaltakte wie das Novemberpogrom vermögen seine Grundeinstellung nicht erschüttern. Selbstverständlich teilt Hans Schreiber während des Zweiten Weltkrieges die weit verbreitete Kriegseuphorie. erst nach der eigenen Einberufung zur Wehrmacht, ersten Fronterfahrungen und dem Russlandfeldzug wird ihm allmählich der Ernst der Lage bewusst. Das Ende des Krieges erlebt er, nachdem er kurz zuvor durch einen Granatsplitter schwer verwundet worden ist, schließlich in einem Lazarett bei Berlin,.
Nach seiner Entlassung aus der englischen Kriegsgefangenschaft im Juni 1945 und anderthalb Jahren im sowjetisch besetzten Sachsen zieht es Hans Schreiber mit seiner jungen Frau wieder zurück nach Essen. Hier baut er sein im Bombenkrieg zerstörtes Elternhaus wieder auf, muss aber - belastet durch seine Karriere in der HJ und seine Parteimitgliedschaft - lange auf eine Rückkehr ins Berufsleben warten.
Erst langsam normalisieren sich seine Lebensumstände, und zu seiner besonderen Freude kommt es auch zu einem Wiedersehen mit den früheren Wandervogel-Freunden.
zuletzt bearbeitet am: 24.04.2016