„Wir haben uns so durchgeschlagen.“ - Leben in Garzweiler

Hilfe erfuhr die evangelische Familie Kusch in Garzweiler zunächst offenbar von Seiten der katholischen Kirche. Aus dem ortsansässigen Cellitinnen-Kloster „St. Josef“, so erinnert sich Astrid Katthagen noch heute dankbar, sei regelmäßig Schwester Materna zu ihnen gekommen, um sich um ihre mittlerweile 83-jährige Oma Rosalie zu kümmern, für die sie auch immer kleine Mitbringsel gehabt habe. „Die war so lieb. Die hat uns immer unterstützt.“

Mit Blick auf die religiöse Situation, gibt sie sich heute pragmatisch: „Wir haben unseren Glauben und die haben ihren Glauben.“ Es sei natürlich von Vorteil gewesen, dass das benachbarte Otzenrath über eine evangelische Gemeinde mit eigener Kirche verfügt habe. Die Gemeindehelferinnen hätten auch Hausbesuche bei den neuangekommenen Flüchtlingsfamilien unternommen, um ihnen – soweit möglich – behilflich zu sein.

 

„Ja, wie haben wir das geschafft?“ Den Familienunterhalt in der ersten Garzweiler Zeit habe man neben der Hilfe von Familie Bandemer angesichts der Arbeitsunfähigkeit von Mutter Helene zunächst insbesondere durch kommunale Unterstützung bestreiten können. Astrid selbst erhält beim Bauern neben Verpflegung, Unterkunft und dem täglichen Liter Milch monatlich 25 Mark an Lohn. Die Oma habe auch Unterstützung bezogen. „Wir haben uns so durchgeschlagen.“

 

Erleichtert wird das Leben dadurch, dass die Bandemers im August 1948 eine Dienstwohnung der Bahn in Jüchen beziehen können, so dass Familie Kusch die viel zu enge Unterkunft in der Garzweiler Mausgasse nunmehr allein nutzen kann. Auch sonst ändert sich etwas in Astrids Leben. Nach rund einem Jahr gibt sie ihre Stelle auf dem Bauernhof auf und wechselt in eine Spinnerei nach Jüchen, in der sie bis zur Geburt ihrer ersten Tochter acht Jahre arbeitet.