Schon unmittelbar nach der Ankunft in Jüchen trägt auch Werner zum Familienunterhalt bei, indem er während der Schulzeit wieder bei verschiedenen Bauern als Aushilfe arbeitet. Daher fällt ihm – natürlich auch aufgrund seiner Herkunft von einem Bauernhof - der Berufswunsch leicht: Er möchte Landwirt werden. Nach Abschluss der Schule absolviert er eine entsprechende Lehre auf einem Hof in der Nachbargemeinde Priesterath, auf die er sich gut vorbereitet zeigt. „Als ich in die Lehre kam, das hat mir ja überhaupt nichts ausgemacht. Ich war körperlich fit und konnte arbeiten. Ich konnte alles mitmachen.“
Gerade in diese Zeit der Ausbildung und der Orientierung empfindet Werner das Fehlen des Vaters als besonders schmerzlich. „Mein Vater hat mir sehr gefehlt, das muss ich sagen. Den habe ich immer vermisst“, blickt er noch immer wehmütig zurück. Zwar habe er sich mit Mutter und Schwestern über den Verlust manchmal austauschen können, doch habe das die schmerzliche Lücke nicht schließen können. Außerdem belastet die Unsicherheit über das tatsächliche Schicksal des Ehemanns und Vaters die Familie permanent. Erst nach langer Zeit kann sich Werners Mutter dazu durchringen, ihren Mann für tot erklären zu lassen. „Es ist wohl von anderen erzählt worden, dass die alle nicht mehr aus dem Lager rausgekommen sind“ – das ist alles, was Werner Schuh bis heute über den Tod seines Vaters Willi in Erfahrung bringen kann. „Die Ungewissheit war immer da, und wenn man nachts wach wurde, hat man oft daran gedacht.“