Wolfgang Kuhn wird am 29. November 1943 in Schatzlar im Sudetenland geboren.[1] Ohne sich daran erinnern zu und sich in diesem Punkt jemals Klarheit verschaffen zu können, muss die kleine Familie im Frühjahr 1945 ihren Heimatort verlassen. Während es Vater Raimund nach Verhaftung und Lagerhaft zunächst nach Pritzier bei Schwerin verschlägt, kommen seine Ehefrau Frieda und Sohn Wolfgang in der Nähe von Torgau unter. Es dauert bis zum Herbst 1946, bis die Familie in Pritzier wieder zusammenkommt, wo Wolfgang seine Kindheit verbringt.
Als Frieda Kuhn im Februar 1952 stirbt, entschließt sich ihr mit den politischen Verhältnissen in der DDR unzufriedener Ehemann zur Flucht in den Westen. Über Berlin führt der Weg Wolfgang und seinen Ende 1948 geborenen Bruder zunächst zu einer Tante nach Wollrode. Als Vater Raimund, der in Siegen arbeitet, eine neue Frau kennenlernt und heiratet, zieht die nun vierköpfige Familie in Priesterath zusammen, um 1955 schließlich nach Jüchen zu ziehen.
Hier wird Wolfgang heimisch, absolviert eine Lehre und „lebt“ den Rock’n’Roll. Wichtig für seine Integration am Niederrhein wird insbesondere der Schützenverein.
[1] Neben einem ausführlichen lebensgeschichtlichen Interview, das der Autor am 22.10.2016 mit Wolfgang Kuhn führte, stellte der neben den Fotos und Dokumenten auch eine kurze schriftliche Ausarbeitung über seine Vertreibung aus dem Sudetenland und die weiteren Fluchtstationen zur Verfügung.