„Das war, als ich geheiratet habe.“ - Angekommen?

Tatsächlich und endgültig in Jüchen „angekommen“, so erklärt Wolfgang Kuhn auf Nachfrage, sei er allerdings erst, als er geheiratet habe. „Aber ganz klar!“ Die Integration wird besonders dadurch erheblich erleichtert, dass seine aus dem benachbarten Allrath stammende Frau ein tief im katholischen Milieu verankertes „rheinisches Mädchen“ ist. „Und dann habe ich mich wohlgefühlt und zuhause gefühlt.“ Immer, wenn man im Familien- und Freundeskreis über das Thema „Heimat“ spreche, steht sein Standpunkt seitdem fest: „Ich kann nicht sagen: Heimat ist da, wo ich geboren bin. Manche sagen ja: ‚Da, wo ich geboren bin, ist meine Heimat.‘ Dann sind die aber wahrscheinlich nicht weit weg von der Heimat. Das kann ich nicht sagen. Ich kenne sie ja gar nicht. Ich bin zwar irgendwo geboren, aber dort ist nicht meine Heimat. Da gibt es ja so ein schönes Lied, das habe ich mir zu eigen gemacht: ‚Wo ich die Liebste fand, da ist mein Heimatland.‘ Und das meine ich ernst.“

 

Auf die Frage, ob er denn schließlich auch zu einem „richtigen“ Einheimischen geworden sei, antwortet Wolfgang Kuhn mit einem klaren „Ja“. „Da muss ich nicht lange drüber nachdenken. Ich bin hier in Vereinen drin, ich war 20 Jahre im Gemeinderat.“ Aufgrund seiner verschiedenen Mitgliedschaften und Tätigkeiten, so betont er heute, habe er sich „endlich mal wohlfühlen können, ohne mich immer neu zu orientieren“. Dabei steht ihm noch heute klar seine Gefühlslage vor Augen, als er im Zuge des Kommunalwahlkampfs zum ersten Mal Plakate mit seinem Konterfei aufgehängt habe. Er habe das durchaus als eigenartig und ihn berührend empfunden, denn bei dieser Gelegenheit sei ihm nochmals klar geworden, dass er gar nicht lange Zeit zuvor noch als Flüchtling und daher als nicht gänzlich dazugehörig angesehen worden sei.

Heute ist Wolfgang Kuhn Vorsitzender der Jüchener Rentnergemeinschaft. Dieser Gruppe gehöre auch eine Frau an, die ihn noch als kleinen Jungen aus der Priesterather Zeit kenne und darauf manchmal auch anspreche. Auch das ist für ihn ein Zeichen gelungener Integration. „Ich muss für mich sagen, ich bin Jüchener geworden und fühle mich wohl. Ich bin auch anerkannt – meine ich zumindest.“