Ausblick
Auch auf den westlichen Kriegsschauplätzen versuchte das NS-Regime durch besondere Audio-Produktionen die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Als besonders makabres Beispiel hierfür kann eine Komposition von Fritz Wenneis mit dem Titel „Bombenangriff auf New York“ gelten, die am 27. und 28. Mai 1942 von der Deutschen Grammophon mit dem Orchester der Stadt Berlin unter Leitung des Komponisten eingespielt wurde.
Ein ganz eigenes und besonderes Kapitel stellen die Einspielungen des deutschen Studioorchesters „Charlie and his Orchestra“ dar. Auf ihnen ist im Auftrag des RMVP und eventuell unter Federführung der Zentralstelle produzierte, in Deutschland verbotene Jazzmusik zu hören, die – mit entsprechenden Texten versehen - für propagandistische Radioübertragungen in Großbritannien und den USA dienten.[1] Im Gegensatz zur schallplattengestützten Propaganda mit klassischer und volkstümlicher Musik, die in der Sowjetunion eingesetzt wurde, ist der Einsatz „umgedichteter“ Jazzmusik in Großbritannien und den USA recht gut dokumentiert. Bereits zu Beginn des Zweiten Weltkriegs war in der Reichsrundfunkgesellschaft der Plan gefasst worden, auf ihren Auslandssendern Jazzmusik mit in propagandistischer Absicht veränderten Texten zu senden. So wurde eine in Deutschland selbst verpönte und verbotene Stilrichtung moderner Musik als Propagandamittel im Auslandsrundfunk eingesetzt.[2]
Hierauf gilt es an anderer Stelle der „Editionen zur Geschichte“ zu einem späteren Zeitpunkt ebenso ausführlicher einzugehen wie auf zahlreiche weitere historisch interessante Beispiele der frühen Schallplattengeschichte.
[1] Vgl. Fetthauer, Grammophon, S. 151
[2] Vgl. Fetthauer, Grammophon, S. 153f.