„Das war alles sehr schön.“ - Kindheit im Sudetenland

Werner Schuh wird am 9. Juni 1937 in dem kleinen Bauerndorf Pressern (heute: Břežany) bei Saaz (heute: Žatec) im Sudetenland geboren, wo er mit einer anderthalb Jahre älteren und einer jüngeren Schwester auf dem elterlichen Bauernhof bis zum Ende des Krieges „behütet“ aufwächst. In der 1930 lediglich 146 Einwohner zählenden Gemeinde – 1950 werden es nur noch 86 sein - liegt alles nah beieinander. Man kennt sich im katholisch geprägten Ort und lebt nicht nur zusammen, sondern unterhält enge Kontakte. So kennen Werners Eltern beispielsweise das kinderlose Lehrerehepaar sehr gut, bei dem ihr Sohn die Schule besucht. Pressern, so erinnert sich Werner Schuh mit einiger Wehmut zurück, sei - zumindest in seinen kindlichen Augen - ein „sehr harmonisches Dorf“ gewesen. „Wir hatten ja auch noch Verwandtschaft im Ort. Das war alles sehr schön.“

„In der Mitte vom Ort war eine Kirche, und drumherum waren die ganzen Bauernhöfe und die Häuser. Einer dieser Höfe – ein mittelgroßer – wird von Familie Schuh bewirtschaftet. „Zu der Zeit war das schon ordentlich“, beschäftigt der Vater doch mehrere Hilfskräfte. Zugleich ist Willi Schuh auch Bürgermeister von Pressern, wo vorwiegend Sudetendeutsche wohnen. Nach der Erinnerung von Werner Schuh gab es aber durchaus auch deutsch-tschechische Ehen.

Vom Krieg bemerkt der kleine Werner so gut wie nichts. Man hört zwar manchmal das Grummeln weit entfernter Bomberverbände, was in der Familie aber offenbar nicht weiter thematisiert wird.