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Jugend! Deutschland 1918-1945
Editionen zur Geschichte
Didaktik & Schule

Die Schule war bis 1933 neben der Familie der unumstrittene Ort kindlicher und jugendlicher Erziehung und Ausbildung. Mit der NS-Machtübernahme wurde hier allerdings nicht mehr nur unterrichtet, sondern häufig auch massiv ideologisch beeinflusst. Außerdem versuchten die Nationalsozialisten zunehmend verschiedene Formen von Lagererziehung zu etablieren, in deren Rahmen eine Indoktrination und Wehrerziehung noch effektiver möglich war. Im Krieg wurden die so beeinflussten Heranwachsenden dann zunehmend zu Kriegshilfsdiensten der unterschiedlichsten Art herangezogen.

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Archivmaterialien
RAD-Fotoalbum Erika Tiemann (1943)
RAD-Album Helga Jungk (1943/44)
RAD-Album Ilse Schawe (1942)

„Ich war ein einsatzbereites Glied in der Gemeinschaft…“ - Der „Reichsarbeitsdienst der weiblichen Jugend“ (RADwJ)

Der Arbeitsdienst für die weibliche Jugend (RADwJ) war - wie sein bedeutenderes Pendant für die männliche Jugend - von Beginn an als Herrschaftsinstrument des NS-Staates angelegt.[1] Nach freiwilligen Vorläuferformen sollten dann seit 1935 per gesetzlich festgelegter Dienstpflicht die weiblichen Jugendlichen, sofern „arisch", vom RAD erfasst und während sechsmonatiger Lageraufenthalte „zu pflichtbewussten deutschen Staatsbürgern" erzogen werden. Anders als beim männlichen RAD blieb der Einsatz zunächst jedoch freiwillig; erst am 4. September 1939 wurde die Dienstpflicht faktisch auch für die jungen Frauen zwischen 17 und 25 Jahren eingeführt.

Auch der Frauenarbeitsdienst sollte „Schule der Nation" sein, die Formung der "Volksgemeinschaft" fördern und der Herausbildung eines von NS-Seite definierten „Arbeitsethos" dienen. Letztlich verfolgte auch der RADwJ vorrangig ideologische Ziele, hinter die volkswirtschaftlich produktive Arbeit eindeutig zurücktrat. Kern aller Bemühungen war und blieb dabei die Vorbereitung auf die „artgemäße" Rolle als „Frau und Mutter". Durch die in den RAD-Lagern praktizierte „Erziehung" zu „Tugenden" wie Einsatzwille, Hingabe, Gehorsam oder Ausdauer gelang es aber auch, die jungen Frauen ohne erkennbare Widerstände in die Durchführung des Expansionskrieges einzubeziehen. Das galt insbesondere auch für den so genannten „Osteinsatz".

Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges veränderte sich das Profil des RADwJ ohnehin erheblich. Die zwischen 1936 und 1939 im Mittelpunkt stehende erziehungspolitische Aufgabe wurde seit etwa 1941 mehr und mehr von wehrwirtschaftlich notwendigen Einsätzen abgelöst. Aufgrund der nun realisierten Dienstpflicht war der RADwJ die einzige Organisation, in die ganze - wenn auch nicht vollständige - Jahrgänge junger Frauen eingezogen wurden und durch die Unterbringung in Lagern gut disponierbar waren. So entstand ein „Arbeitsheer" von „Maiden", das politisch indoktriniert und engmaschig überwacht gerade auch unter kriegswirtschaftlichen Gesichtspunkten flexibel genutzt werden konnte.

Fußnoten

[1] Die Darstellung des Themas folgt Watzke-Otte, Arbeitsdienst. Zu den allgemeinen Zielen des RAD vgl. auch die Darstellung beim männlichen Reichsarbeitsdienst.