Die 1920er Jahre waren ein Jahrzehnt aufstrebender Jugendgruppen und von deren Organisationen. Ob konfessionell, politisch oder bündisch orientierte Gruppen: sie nahmen erheblich an Größe zu, gewannen deutlich an Selbstvertrauen und traten mit Beginn der 1930er Jahre zunehmend formiert und uniformiert auf. Nach 1933 beanspruchte dann die Hitlerjugend den Alleinvertretungsanspruch für den Jugendbereich, während alle anderen Gruppierungen nach und nach verboten wurden. Das rief schließlich – und besonders im Krieg - die Gruppen unangepasster Jugendlicher auf den Plan.
Es dauerte bis zum Jahr 1928, bis sich in Beuthen, Wuppertal, München, Berlin, Frankfurt a.M. und in Speyer erstmals katholische Pfadfinder zur „katholischen Pfadfinderschaft" zusammenfanden. [1] Die so entstandenen Stämme schlossen sich am 7. Oktober 1929 in Altenberg, einem damaligen Zentrum der katholischen Jugend, zur Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) zusammen. Zugleich wurde der neue Verband zunächst „auf Probe" in den Katholischen Jungmännerverband aufgenommen, dessen Leitziele er ausdrücklich bejahte. So wurde KJMV-Generalpräses Wolker auch der erste Reichskurat der DPSG. Auf dem letzten großen Verbandstreffen in Trier 1932 wurde sie schließlich als Vollmitglied in den KJMV aufgenommen. Mit dieser Aufnahme erkannte der Jungmännerverband gleichzeitig die Ideen des Gründers der Pfadfinderbewegung, Lord Robert Baden Powell, offiziell an. Dennoch und obwohl die DPSG sicherlich eine Bereicherung für die katholische Jugendarbeit darstellte, stand sie innerhalb des KJMV stets im Ruf, ein Verband ohne eigentliche Reputation zu sein.
Die Georgs-Pfadfinder trugen als Gruppensymbol die Lilie in Kreuzform, die im Mittelalter als Königssymbol galt. Anfangs nur 800 Mitglieder zählend, wuchs die DPSG schnell bis auf rund 9.000 Pfadfinder an. 1930 wurde das DPSG-„Pfadfindergesetz" verabschiedet sowie eine verbandseigene Kluft festgelegt und eine vorläufige Bundesordnung beschlossen. Ihrem Selbstverständnis nach verbanden die Georgs-Pfadfinder die Idee der Pfadfinderbewegung mit denen Maximen der katholischen Jugendbewegung und betonten dabei Einfachheit, Naturverbundenheit, Wahrhaftigkeit jugendlicher Gestaltungskraft und die Freiheit.
Während der NS-Zeit wurden die DPSG-Gruppen aufgrund ihres häufig militaristischen Auftretens und ihrer Uniform von Seiten der HJ besonders stark angefeindet. Daher sahen sie sich von den am 7. Februar (Regierungsbezirk Düsseldorf) bzw. 7. März (Regierungsbezirk Köln) 1934 ausgesprochenen Verboten zum Tragen einer Kluft besonders hart getroffen und artikulierten deutlichen Widerstandswillen. „Unsere Führerschaft", so teilte DPSG-Reichsfeldmeister Walter Casott am 10. Februar 1934 angesichts der bedrohlichen Entwicklung mit, „soll in diesem Jahr besonders stark zusammen wachsen. Sie soll ein Garant der Bewegung werden. Sie wird auch dafür sorgen, dass alle Pläne zur Wirklichkeit werden. Alles was der Jahresplan bringt wird durchgeführt, gleich wie!! Mit oder ohne Tracht. Erlaubt oder verboten". Man werde in der DPSG „ewig eine Gemeinschaft bleiben, die man weder trennen noch verbieten" könne.
Gerade mit Blick auf diese Äußerung wird die Diskrepanz zwischen katholischer Amtskirche und jugendbewegtem Verbandselan greifbar. Der Kölner Erzbischof war ob solcher öffentlicher Bekenntnisse offenbar beunruhigt und sah die auf dem Boden des Reichskonkordats weiterhin erhoffte Verständigung zwischen katholischer jugend und HJ gefährdet. Wohl um die Wogen zu glätten, sah sich der DPSG-Diözesanpräses Clemens veranlasst, das Kölner Generalvikariat zu beruhigen. Der 21-jährige Walter Casott habe, so schrieb er am 20. März 1934 nach Köln, ohne sein Wissen „einen Jahresplan an die Pfadfinderführer geschickt und darin in frischer Jungenart, die nach dem uns angetanen Unrecht allzu begreiflich ist, die ihm unterstehenden Jungen zur Treue ermuntert". Im Grunde sah Clemens am Tun Casotts „absolut nicht zu beanstanden", schränkte jedoch ein, dass „zum Mut sich auch immer die Klugheit gesellen" müsse. „Die fehlte in diesem Falle." Er habe Casott, der im März schon nicht mehr als Reichsfeldmeister amtierte, umgehend eine „kräftige Verwarnung" erteilt.[2]
1938 wurde die DPSG verboten. Unmittelbar nach dem Krieg gründeten sich viele der Pfadfindergruppen auf lokaler Ebene neu.