Der Vater – „Außerehelich - eine Schande im katholischen Rheinland!“

Dorothee Schmitz wurde 1950 als zweites Kind in eine „rheinisch-katholische“ Familie geboren. Nach dem Abitur studierte sind in Bonn und entschied sich anschließend für eine Tätigkeit als Journalistin.

 

Ihr Vater Rudolf wurde 1914 als uneheliches Kind der 1891 ebenfalls unehelich in Köln-Dellbrück geborenen Anna Schmitz in einem Entbindungsheim für ledige Mütter in Godesberg geboren – „die Schande im katholischen Rheinland“. Die strenggläubige Katholikin stammte aus einer kinderreichen Familie und hatte mit 14 Jahren eine Anstellung als Hausmädchen in einer begüterten Fabrikantenfamilie angetreten. Hier erfuhr ihr Leben neun Jahre später eine entscheidende Wende, denn mit 24 Jahren wurde Anna schwanger. Der Vater ihres 1914 geborenen Sohnes war der verwitwete Schwiegersohn ihres Arbeitgebers. Weil die Standesunterschiede als unüberbrückbar galten – Kindsvater Gustav war als Ingenieur und Direktor bei der Reichsbahn tätig – wurde aus Anna eine alleinerziehende Mutter und aus Rudolf ein vaterloses Kind. Immerhin bekannte sich der Herr aus besseren Kreisen zu seiner Vaterschaft, zahlte nach der Geburt einen höheren Geldbetrag und hielt zumindest brieflichen Kontakt.

Nachdem die Inflation die einmalige finanzielle Zuwendung in Nichts aufgelöst hatte, musste Anna sich und ihren Sohn mit verschiedenen Tätigkeiten über Wasser halten. Zunächst eröffnete sie ein kleines Haushaltswarengeschäft, das aber bereits zu Beginn der Wirtschaftskrise in Konkurs ging, kochte danach auf Hochzeiten und Beerdigungen, half als Haushälterin aus und fand schließlich eine schlecht bezahlte Heimarbeit als Näherin von Krawatten. Eine volle Stelle außerhalb der Wohnung kam für sie jedoch nicht in Frage, denn sie wollte stets für Rudolf da sein. So blieb sie dauerhaft arm und aufgrund ihrer geringen Einkünfte immer wieder auf die spärliche und nur nach langem Bitten fließende finanzielle Unterstützung durch Kindsvater Gustav angewiesen. Dessen Existenz bleibt ein dauerhaftes Familiengeheimnis. Obwohl ihr Großvater noch bis 1967 lebte, lernte Dorothee Schmitz-Köster ihn nie kennen, sondern geht aufgrund der Familienüberlieferung davon aus, dass er im ersten Weltkrieg ums Leben gekommen sei.

Unter diesen Umständen ist es durchaus erstaunlich und ein Beleg für den Beharrungswillen und die Aufstiegsorientierung von Anna Schmitz, dass sie es ihrem Sohn ermöglichte, 1935 das Abitur abzulegen.

 

Nachdem er direkt im Anschluss daran zunächst den Reichsarbeitsdienst und dann seinen Wehrdienst absolviert hatte, begann Rudolf Schmitz Ende 1937 eine Ausbildung zum Apotheker, die dann jedoch Ende August 1939 durch die neuerliche und bis zum Kriegsende währende Einberufung zur Wehrmacht unterbrochen wurde. Weihnachten 1945 kehrte er schließlich aus der britischen Kriegsgefangenschaft nach Hause zurück.

Rudolf Schmitz nahm sein Studium wieder auf, lernte seine 13 Jahre jüngere Frau kennen, die er 1947 heiratete und mit der er sechs Kinder bekam. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er lange als Angestellter, bis er 1961 eine Apotheke eröffnete, die er bis zum Eintritt ins Rentenalter führte. Rudolf Schmitz starb 2000.