Dorothea Hölzer: Meine liebe Elsbeth! - Briefe 1939-1944

„Jahre vor ihrem Tod übergab mir meine Mutter Briefe meines Vaters aus dem Zweiten Weltkrieg – mit der Bitte, sie zu lesen und dann zu entscheiden, was damit geschehen solle. Sie hatte sie die vielen Jahre liebevoll aufbewahrt. Damals dachte ich nicht an eine Veröffentlichung.“

So lauten die ersten Sätze, mit denen Dorothea Hölzer im Juni 2016 die Edition der Briefe ihres Vaters einleitete. In einem Gespräch skizzierte sie dann im März 2018 die Gründe, die sie schließlich doch noch zu einer intensiven Beschäftigung mit dem umfangreichen Konvolut von rund 300 Briefen bewogen und zu deren Veröffentlichung anregten: Es war der Krieg im Irak, der als Folge des Terroranschlags auf das World Trade Center in New York vom 11. September 2001 im Frühjahr 2003 begann.

Sie habe damals, so erzählt Dorothea Hölzer, „eine solche Wut“ auf den US-Präsidenten George W. Bush gehabt. „Ich habe gedacht: Da schickt dieser Mann diese jungen Männer in die Wüste, die keine Ahnung haben und sich in die Hose machen vor Angst, wenn es wirklich gefährlich wird. Und ich kann es nicht begreifen, dass immer wieder ein Krieg begonnen wird.“

Als sie daraufhin zu überlegen begann, was man gegen den Krieg tun könne, erinnerte sich Dorothea Hölzer an die Briefe ihres Vaters. Und die Idee war geboren: „Ich muss die Briefe veröffentlichen.“ In der Einführung zur späteren Veröffentlichung äußert sie sich zu ihren Motiven: „Ich habe mich entschlossen, die Briefe meines Vaters aus dem Krieg zu veröffentlichen – als Mahnung und Erinnerung, dass wir uns niemals mit der Ungeheuerlichkeit des Krieges abfinden dürfen. Und weil ich den Wunsch habe, dass wir nicht vergessen mögen, was unser Land in den grausamen Jahren des Nationalsozialismus und des daraus folgenden brutalen Krieges bis 1945 anderen Menschen angetan hat – und was vielen von uns angetan wurde.“

Die Veröffentlichung erfolgte nach langen Jahren der Annäherung und Arbeit, die im Folgenden skizziert werden. Neben einem einleitenden Text, den die Herausgeberin den Briefen voranstellte, basiert die Darstellung auf einem längeren Video-Gespräch, das im März 2018 mit Dorothea Hölzer geführt wurde. Bei dieser Gelegenheit übergab sie auch den Briefwechsel sowie ein Fotoalbum dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln zur dauerhaften Aufbewahrung.