Verändertes Vaterbild? – „Es ist mir gelungen, ihn besser zu verstehen.“
Es waren aber bei Weitem nicht nur die berufsbedingten Verwertungsinteressen, die Dorothee Schmitz-Köster zu einer derart intensiven Beschäftigung mit den Feldpostbriefen ihres Vaters und seiner Sicht auf Nationalsozialismus und Krieg motivierten. „Ich wollte eigentlich verstehen, wieso jemand wie mein Vater, der ja eher ein nachgiebiger, weicher, liebevoller Mensch war, wie der so etwas sagen kann, wie die ‚schönste Zeit seines Lebens‘? Das wollte ich schon verstehen. Wie konnte er die Kontexte ausblenden?“
Durch die intensive Beschäftigung mit den Briefen und die anschließenden Gespräche mit ihm, so resümiert Dorothee Schmitz-Köster, sei es ihr dann tatsächlich gelungen, ihren Vater besser zu verstehen – und zwar „den jungen und den alten“ Rudolf Schmitz. Sie habe beispielsweise begriffen, dass der Krieg für den jungen Mann tatsächlich eine Gelegenheit geboten habe, „in der Welt herumzukommen“. Ein Aspekt sei dabei wohl von besonderer Bedeutung gewesen: „Es ist blöd, aber es ist so. Er konnte sich aus der Umklammerung seiner Mutter befreien. Er konnte erwachsen werden. Ich denke, es war einfach ein freieres Leben, das er geführt hat – trotz Dienst, trotz Schikane und trotz Ängsten, die er später dann vielleicht noch hatte.“