„Sprechender Feldpostbrief“ 1

Diesen „Sprechenden Feldpostbrief“ mit einer Gesamtlänge von 3:50 Minuten richtete der 1922 geborene Kölner Wilhelm Möltgen (vermutlich) im Jahr 1943 an seine Frau und Kinder, die zu dieser Zeit in Köln-Ehrenfeld wohnten.

Aufgenommen wurde der „Brief“ in Krakau. Offenbar war Möltgen aber nicht selbst verwundet, sondern nutzte seine Stellung als Krankentransportfahrer, um seiner Familie „sprechende“ Grüße zu übermitteln.

 

Der Text lautet:

„[Aufnahmeleiter:] Achtung, Achtung, hier ist der sprechende, singende, klingende Feldpostbrief des Präsidiums des Deutschen Roten Kreuzes.

Am Mikrofon spricht heute Abend, am 23. Januar 1943 [oder 1942] aus Krakau, Gefreiter Wilhelm Möltgen an sein liebes Frauchen Traudchen, die lieben Kinder Andreas, Moni, Elisabeth und Adolf Leo, in Köln Ehrenfeld. Bitte, mein lieber Willy.

[Wilhelm Möltgen:] Liebes Traudchen, liebe Kinder!

Zuerst einmal ‘nen schönen Gruß.

Traudchen, ich spreche heut zu Dir – bist ja gewohnt jeden Tag ‘nen Brief von mir zu erhalten und wenn mal einer ausbleibt, dann lässt Du eben mal immer die Platte laufen. Dann hast Du jeden Tag wenigstens etwas von mir.

Ich denke, dass mal alles in Ordnung ist, und dass Ihr nicht so viel Euren Keller braucht, jetzt bei den Angriffen.

Jetzt mit Andreas hab ich ja noch ein Nüsschen zu knacken – wie gewöhnlich – wie immer, paukt er ja nicht. Ich denk aber, dass es in Zukunft aber bald besser werden wird und ich keine Klagen mehr höre.

Na Moni, ich denke Du bist wieder gesund und in der Schule klappt es auch wieder.

Elisabeth, was machen Deine Püppchen? Die Puppenküche ist doch auch sicher sehr schön gewesen, zu Weihnachten.

Und Du, Adolf Leo, ich denke, dass Du mit dem Auto, das der Papa Dir zu Weihnachten geschenkt hat, auch sehr zufrieden bist und tüchtig spielst.

Im Übrigen denke ich, dass Ihr tüchtig im Schnee gespielt habt und der Mama auch in Allem viel Freude macht.

Nun Traudchen, alles Gute. Lass es Dir... äh.... schreib mal tüchtig... äh...

[Aufnahmeleiter:] Ja, jetzt noch Grüße von den lieben Kameraden:

[Soldat 1:] Obergefreiter Wanzinger wünscht viele Grüße und alles Gute.

[Soldat 2:] Gefreiter Höldewich viele Grüße und alles Gute.

[Soldat 3:] Gefreiter Dörnemann aus Wuppertal Elberfeld alles Gute für die Zukunft.

[Soldat 4: mit stark kölschem Akzent:]) Gefreiter Reichert (?) der wünscht auch alles Gute. Der ist auch so einer aus der Nachbarschaft. [Lachen im Hintergrund]

[Soldat 5:] Kraftfahrer Weber dasselbe!

[Soldat 6:] Gefreiter Kurt auch dasselbe!

[Soldat 7:] Obergefreiter Schmidt auch dasselbe.

[Soldat 8:] Obergefreiter Poss dasselbe!

[Produktions- Stimme:] Bitte wenden!

 

[Wilhelm Möltgen:] So Traudchen und Kinder, nun sing‘ ich noch einmal zum Gruß, als bleibendes Andenken an meine Stimme, das Kölner Lied.

[Lied (Möltgen): „Ich möht ze Foß noh Kölle jonn.“ (singt)]

[Klatschen und „Bravo“-Rufe aus dem Hintergrund]

[Soldat:] Und die Kameraden: „Die Vöglein im Walde“ – drei, vier

[Lied (alle): „Die Vöglein im Walde“ (singen)]

[Wilhelm Möltgen:] Also nochmals, auf Wiedersehen und alles Gute. Hoffentlich komm‘ ich bald wieder zurück.

[Aufnahmeleiter:] Auch der Aufnahmeleiter die allerherzlichsten Grüße nach Köln. Heil Hitler.“