Johannes Flohr an Mutter und Geschwister, 8. Februar 1942
Detmold, den 8.2.42
Liebe Mutter und Geschwister!
Die allerbesten Sonntagsgrüße aus Detmold sendet euch allen Johannes. Mit geht es gut. Habe euren Brief mit Freude erhalten. Ich sitze hier mit noch zwei anderen Kameraden auf der Stube bei der schönen Musik, die heute Nachmittag ist. Denn heute wurde die Kompanie ausgeführt. Aber ich hatte keine Lust zum Ausgehen, habe den ganzen Tag meine Post erledigt. Können wahrscheinlich nächsten Sonntag allein ausgehen. Habe nämlich heute Stubendienst. Habe heute Morgen meine Brocken in Ordnung gemacht, gewaschen und Strümpfe gestopft. Da könntest du was sehen. Aber du weißt ja, liebe Mutter, ich kann alles. Ich mache mich für keinen Teil bange. Ich habe heute schon manchen Brief geschrieben. Jetzt, wenn man allein ist, hat man die beste Gelegenheit dazu. Draußen ist es noch ziemlich kalt. Hier im warmen Stübchen ist es am besten. Gestern haben wir einen Marsch gemacht von 25 Kilometern. Nachher habe ich den ganzen Nachmittag das Haar geschnitten den Herren Unteroffizieren.
Heute haben zwei Kameraden von meiner Stube Besuch bekommen, ihre Väter, diese haben Kuchen und Wurst mitgebracht, da haben wir noch einmal gut gelebt. Das ist was anderes als die Pellkartoffeln und Dörrgemüse. Ich vermisse hier die schönen Bratkartoffeln und Rindfleischsuppe. Heute Mittag gab es Fruchtsuppe, Pellkartoffeln und Wirsing mit Bratfleisch, Soße. Aber es ist lange nicht wie zu Hause, zu drei Mann ein Brot und Jagdwurst.
Liebe Käthe, dein Bild hat gestern ein Unteroffizier gesehen, der sagte, du solltest hierher kommen. Du schriebst mir ja, du wolltest mich mal besuchen kommen. Ich würde mich bestimmt freuen. Ich habe zackige Jungens hier, die freuen sich schon drauf. Aber wenn du kommst, dann kommst du höchstens Samstagnachmittag hier an. Und kannst bis Sonntagabend bleiben oder bis Montag-
abend. Denn Wochentags haben wir ja doch bis sieben Uhr Dienst. Aber das ist egal, ich würde mich bestimmt freuen, wenn ihr kommen würdet. Und dann einen großen Koffer mitbringen, das kann ich dir sagen. Wenn ihr kommt, dann fragt nach der Emilienstraße, Kaserne 3. Und meldet euch vorne am Tor bei der Wache an. Der Posten wird mir dann über den UvD (Unteroffizier vom Dienst) schon Bescheid sagen. Dann werde ich euch hier das Spiel mal zeigen. In der Zeit werde ich allein ausgehen können. Ich kann dir sagen, zackige Unteroffiziere und Soldaten sind hier. Erst aber schreiben, wann du kommst.
Ich habe bis jetzt schon 65 Mark gespart. Habe Geld genug, könnt ruhig kommen. Liebe Mutter, wie ist es denn sonst noch, hoffentlich alles in Ordnung. Wie ist es denn mit meinem Liebling Adi? Ist er gut gestellt? Käthe schrieb, das wieder Flieger dort liegen.
Also, meine Lieben, will nun schließen, seid herzlich gegrüßt, besonders viele Grüße an den kleinen Adolf.
Gruß, Johannes
Grüße an alle Freunde und Bekannten. Tschüß. Käthe, sieh mal, ob du meine Uhr machen lassen kannst, habe sie nötig.
Gestern Abend haben wir Schokolade und Bonbons bekommen und Feigenwaffeln.