Johannes Flohr an Mutter und Geschwister, 3. April 1942

Minden, den 3. April 1942

Liebe Mutter und Geschwister!

Die allerbesten Ostergrüße von Minden sendet euch Johannes. Mir geht es sonst noch gut, was ich auch von euch hoffe. Heute haben wir Karfreitag und den ganzen Tag dienstfrei. Habe Käthes Brief mit Freude erhalten. Sie schreibt mir, dass sie mich noch mal besuchen könne. Aber ich habe mir überlegt, dass es doch zu weit ist und zu viel Geld kostet. Ich hätte mich ja bestimmt gefreut. Aber auf ein andermal. Wenn das nicht so weit wäre bis zu Hause, dann wäre ich in Urlaub gekommen. Diejenigen, die nur hundert Kilometer zu fahren haben, können in Urlaub fahren. Aber für uns ist das Scheiße. Ich hätte mich gefreut, Ostern zu Haus zu sein, aber es geht nicht. Ehe wir hier wegkommen, werde ich doch versuchen, mal nach Hause zu fahren. Hier ist es bestimmt anders wie in Detmold, besseres Essen, es ist bestimmt gut. Auch in der Stadt kann man essen, soviel man will, ohne Marken.

Der Dienst ist nicht besser wie in Detmold. Hier hätte es Käthe bestimmt besser

gefallen wie in Detmold. Auch die Leute sind ganz anders. Minden ist ... [unleserlich] … reicher.

Von meiner Stube fahren fünf Mann in Urlaub.

Liebe Mutter, bis heute habe ich das Paket von euch nicht erhalten. Auch will ich hoffen, dass du mir etwas mehr schreiben wirst wie bisher, habe erst einen Brief von dir bekommen und bin schon drei Monate weg von zu Haus. Hier von der Stube die bekommen jeden Tag Post, auch jede Woche ein Paket. Du kannst dir ja denken, wie das ist, wenn die Post bekommen und Pakete und man hat selber nichts dabei. Auch habe ich vor einigen Wochen Geld nach Haus geschickt, zehn Mark für dich und eine Mark für Adi. Du hast mir noch nicht geschrieben, ob das angekommen ist.

Käthe schrieb mir von Rosa, das konnte ich mir schon denken, dass das so kam. (Gemeint ist eine Scheidung in der Familie, A.F.)

Wie ist es mit meiner Uhr und den sonstigen Sachen, was ich geschrieben hatte? Mutter bekommt für mich 34 Mark, das geht ja schon einigermaßen. Also, meine Lieben, will nun schließen bis auf ein baldiges Wiedersehen in der Heimat, Johannes. Schreibt bald und so oft wie möglich. Viele Grüße an alle Bekannten und lasst euch die Ostereier gut schmecken.

Es werden ja so viele eingezogen, schrieb Käthe, dann ist bald keiner mehr zu Hause. Viel Vergnügen ...

Brotmarken könnt ihr mir schicken und etwas zum Schmieren!!!

Hoffentlich bekommt ihr genug vom Osterhasen, Johannes

Besonders viele Ostergrüße an Adi, den kleinen Zagerer, der und ich werden staunen, wenn ich mal in Urlaub komme, auch ein Osterei für ihn.