Johannes Flohr an Mutter und Geschwister, 1. Januar 1943

Russland, den 1. Januar 1943

Meine Lieben!

Zunächst die allerbesten Neujahrsgrüße aus weiter Ferne sendet euch euer Hans. Bin genau noch so wie im alten Jahr, immer noch gesund und munter, was ich auch von euch hoffe. Liebe Mutter, habe deinen lieben Brief mit viel Freude erhalten. Wir haben nun die Feiertage gut verlebt. Es hat besser geklappt, wie man gedacht hätte. Wir hatten einigermaßen zu rauchen, essen und auch der Schnaps und Wein war da. Wir haben nun gestern abend auf Silvester in unserem Bunker FideleJonge „so heißt er“ bei gemütlichem Zusammensein unsern Schabau getrunken und was Neujahrsgrüße in die Heimat gesandt. Als wir nun genug hatten von dem Zeug haben wir uns um 11 Uhr auf die Pritsche gelegt und sind so ins neue Jahr rein geschlafen. Nun hoffe ich das das neue Jahr uns was besseres bringt und hoffen das der Krieg bald zu ende geht und ich bald auf Urlaub kommen kann.

Ich freue mich jetzt schon drauf es wird ja noch was dauern. Dann geht es aber scheuslich rund das will ich Euch jetzt schon sagen. Nun meine Lieben Ihr werdet ja nun auch die Tage gut verlebt haben will ich doch hoffen. Hier war es diese Tage ziemlich kalt 22 Grad aber heute haben wir wieder mildes Wetter man kann wenigstens ohne Handschuh arbeiten. Aber Schnee haben wir ein halben Meter bald hier liegen. Bin mal gespannt wie Eure Weihnachtsgeschenke ausgefallen sind. Hoffentlich hat mein kleiner Liebling auch was vom Weihnachtsmann bekommen wenn er nicht zu frech war. Nun ich hoffe das sonst noch alles beim alten ist bei Euch. Und die sind auch noch immer in Form. Nun Ib. Mutter habe heute wieder zwei Päckchesmarken bekommen. Dann kann es wieder rollen. Werde Euch auch ein Päckchen abschicken mit den übrigen Sachen die ich hab. Habe auch die Weihnachtsgrüße von Käthe, Anna Onkel Joh. und Tante Sofia.

Also bin nun zum Schluß gekommen und laßt’s Euch gut im neuen Jahr bis auf ein baldiges Wiedersehen in der Heimat. Es grüßt vielmals Euer Hans. Besonders Gruß an mein kleiner Adi und Schwester Käthe und alle andern.

Schickt mir bitte was Pastillen mit.