Johannes Flohr an Mutter und Geschwister, 30. Januar 1944

Im Osten, den 30.1.44

Meine Lieben zu Haus!

Dies wären nun die ersten Zeilen nach meinem Urlaub die ich euch zusenden kann. Heute ist Sonntag und bin nun nach langer Fahrt wieder bei meiner Komp. Angekommen und es hat noch gut geklappt. Wir liegen nun wieder an einer anderen Stelle bin mal gespannt. Bin nun noch nicht bei meinen Kameraden morgen werde ich dahin kommen. Hätte das ja nicht gedacht, das das so gut gegangen hätte mit der Fahrerei als ich in Wiesbaden hörte das unsere Div. irgendwo anders liegt. Brauchte nicht viel laufen das war auch schon gut das Gepäck war schwer. Auch haben sie nichts gefragt das ich ein Tag später ankam und ich habe sofort an der Grenze einen meiner besten Kameraden getroffen aus dem Zug. Wir waren im

ganzen mit fünf Mann von meiner Kompanie die andern alle. Aber ich kann Euch sagen wie mir es zu Mute ist. Das kann man sich nicht denken nun hoffentlich war das wohl das letzte mal sonst fahr ich überhaupt nicht mehr. Wenn man hier in das verfluchte Russland herein fährt dann hat man die Nase voll. Hier ist ganz sauig Wetter es schneit den ganzen Tag und dann so ein Schneematsch, dagegen zu Haus? Man darf gar nicht drüber nachdenken das alte Leben geht wieder los. Liebe Mutter aber Essen hast Du mir ja genug mitgegeben habe heute seid Mittwoch mal etwas Warmes gegessen. Ich konnte aber auch tatsächlich nicht viel essen. Wenn ich noch dran denke wie ich in Köln abfuhr da hat es mir nicht mehr geschmeckt. Käthe war es doch auch sicher nicht gut zu Mute das weis ich. Wir liegen jetzt südlich Wit. Das ist die richtige Gegend wir hoffen das Beste.

Wenn ich noch dran denke heute vor acht Tagen warst Du noch zu Haus und wir saßen so schön bei Gretchen und dann bei der kleinen Annemarie so ein Mädchen wie die, ja da muß man sich ein zweites suche in allem aber auch.

Auch diesen Brief Mutti nimmt morgen einer mit von hier der in Urlaub fährt etwas schöneres gibt es gar nicht. Habe auch heute die ganze Post erhalten von Weihnachten und sogar noch ein Päckchen von Euch ich war platt es waren drei Äpfel drin und Speck und Tabak u. Zigaretten kann man schon wieder gebrauchen. Aber ich war wirklich erstaunt. Der Spieß sagte schon, der schickt sich die Pakete im Urlaub ab wenn er dann da ist, dann hat er wenigstens was. Aber der Urlaub geht weiter das ist wichtig. Habe auch noch von Käthe die Weihnachtspost und von den andern alle zu Haus

denen ich geschrieben hatte einen ganzen Schwung. Auch das Bild von meinen Liebsten war drin wirklich schön wie natürlich. Was hat es denn eigentlich gesagt als ich weg war? Dir Mutter u. Käthe war es ja auch nicht zu Mute aber man kann nichts daran machen und sonst geht es doch noch gut, oder nicht? Schreibt nur oft und wenn es nu ein wenig ist ich habe es euch ja gesagt was los ist. Liebe Käthe wenn die Bilder fertig sind schicke mir solft welche und sag für die Tante Annemarie sie soll nur ja dran denken was sie mir versprochen hat ich warte jetzt schon drauf. Schreib nur auch bitte die Adr. Von Klaus hat sie verloren auch von Engel das Glatt ist mir weggekommen nur die Nummer. Und dann an den Spiegel denken! Was sagt denn die Annemarie sonst? Werde ihr auch einen Brief schreiben. Also meine Lieben dies wäre nun alles für heute morgen weiß ich mehr lasst euch gut gehen und schreibt oft eurem Hansi bis auf das frohe Wiedersehen in der Heimat. Es grüßt vielmals

Johannes

Auf Wiedersehen und gute Nacht.