Johannes Flohr an Mutter und Geschwister, 10. Dezember 1942

Russland, 10. Dezember 1942

Liebe Mutter und Geschwister!

Zunächst die allerbesten Grüße aus weiter Ferne sendet euch allen euer Hans. Bin noch gesund und munter, was ich auch von euch allen hoffe. Habe das schöne Paket am 7. erhalten. Es hat mich wirklich gefreut und gut geschmeckt. Wir waren alle froh, dass ein Schnapsglas drin war. Und den Tee konnte ich auch gut gebrauchen, man ist jetzt oft etwas erkältet. Aber den Zucker braucht ihr mir nicht mehr zu schicken, ihr bekommt ja selbst nicht viel. Habe nun deinen lieben Brief erhalten. Bei euch ist ja noch alles beim alten. Ich musste auch zum großen Erstaunen lesen, dass ihr das Päckchen von mir erhalten habt. Das war ja das richtige für Muttis Herz. Ja Mutter, du bist auch wieder soweit auf der Höhe, das freut mich am meisten. Ich glaube ja, dass der Kaffee dir lieber ist als Fleisch, sollst dich gesund dran trinken. Bin soeben auch eine gute Tasse am Trinken. Wir haben nämlich gestern jeder einen Becher voll empfangen und haben ihn machen lassen. Es hat

sich nicht rentiert, ihn nach Haus zu schicken. Und du schriebst mir, wie ich da dran komme an den Kaffee, es ist nämlich so: Das ist unsere Zuteilung, die wird von unserer Küche aufbewahrt, denn die wissen alle, dass wir den gerne nach Hause schicken. Denn der ist doch zu schade, um ihn in der Feldküche zu kochen. Wir kochen uns selbst Kaffee und auch Wäsche kochen wir in dem großen Eisenpotte von den Russen. Denn hier in den Dörfern ist keiner mehr von den Russen. Hier liegt ziemlich Schnee, man kann gut mit den Skibrettern fahren. Käthe und Annchen haben ja viel Arbeit... (...)

Und der (Name unleserlich) ist auch auf dem Weg nach Russland. Dass ist ja nun auch ein großes Pech, dass der Peter gefallen ist.

Liebe Mutter, was ich nötig hätte, das wären ein Bleistift und Feldpostkarten. Ihr habt mir ja zwei Bleistifte geschickt, aber die sind nicht so gut. Also, meine Lieben, will nun schließen. Lasst’s euch gutgehen bis auf ein baldiges Wiedersehen in der Heimat. Es grüßt vielmals euer Hans

Grüßt mir besonders meinen kleinen Liebling und et Schafürhezje. Annchen werde ich morgen einen Brief schreiben als Antwort auf ihren lieben Brief, den ich erhalten habe. Dann wünsche ich euch nochmals ein gesegnetes frohes Weihnachtsfest und ein glückseliges neues Jahr, euer Hans. Grüßt mir alle andern. Auf Wiedersehen.

Mutter, habe noch was vergessen, ein Kartenspiel könnt ihr mitschicken und einen Radiergummi. Einen Bleistift habe ich noch, habe ihn gefunden.

Laut Adolf Flohr: Rheinischer Dialekt und ein Kosename und heißt Wirsingherz.