Johannes Flohr an Mutter und Geschwister, 16. Januar 1942

Detmold, den 16. Januar 1942

Liebe Mutter und Geschwister,

die allerbesten Grüße aus Detmold sendet euch Johannes. Mir geht es sehr gut, was ich auch von euch hoffe. Wir haben bis heute noch keinen richtigen Dienst gehabt, erst müssen die alten hier aus der Kaserne heraus, dann kommen wir an die Reihe. Diese kommen alle nach dem Osten. Morgen werden wir die Uniform empfangen. Wir sind von der alten Kaserne nach hier gekommen, in eine ganz neue Kaserne. Hier fühle ich mich bald wie zu Hause, saubere Stuben, alles wie abgeleckt. Jetzt müssen wir alles selbst machen. In der ganzen Kaserne wird geheizt, auf jeder Stube haben wir Radio. Sämtliche Befehle kommen durch den Laut-sprecher. Hier können wir es bestimmt aushalten.

Dagegen war die alte Kaserne, in der wir gestern geschlafen haben, ein Schweinestall. Auch habe ich die richtigen Kameraden bei mir auf der Stube, alte und junge durcheinander. Diese sind alle aus der Nähe von Köln, aus Pingsheim und von Brühl und Blies- heim. Die letzten Tage hatte ich es so gut wie ein Prinz, besser kann ich es nicht zu Hause haben. Heute Morgen mussten wir Spinde einräumen, Betten bauen. Ich musste heute Morgen den Strohsack schon nähen. Der war ganz aufgerissen. Aber ihr wisst doch, dass ich da nichts für gebe, mich kann nichts erschüttern. Bis jetzt haben wir morgens sechs Uhr Wecken, bis halb sieben fertigmachen, bis acht Unterricht, Kaffee trinken, zwölf Uhr Essen, vier Uhr wieder Kaffee. Wir bekommen genug zum Essen und auch

ganz gut. Hier auf unserer Stube haben wir auch genug, die Kameraden haben Schinken, Kuchen und dergleichen mitgebracht, von jedem bekommen wir etwas ab. An zu Hause ist gar nicht zu denken, wir sind richtig gemütlich eingelebt. Brauchst dir keine Sorgen zu machen um mich. Aber das eine, was wir noch nicht bekommen haben, sind Zigaretten. Da hab ich etwas wenig. Ja, nicht dass ihr meint, ich hätte gar nichts mehr zum Rauchen - ich bekomme immer noch etwas von den anderen Kameraden.

Hier in Detmold werden wir acht Wochen ausge-bildet und dann geht es irgendwo anders hin. Wenn man sich den Vorgesetzten gegenüber gut benimmt, hat man es auch gut. Soldat spielen ist

Mal ganz schön. Es ist mal was anderes wie zu Hause. Hier in der Kantine kann man meist alles kaufen, auch gibt es Bier hier. Das ist ja die Hauptsache. Meine Lieben, sagt bitte Wipperfürth Toni Bescheid, er soll die Bilder für Hannelore mit von Köln bringen, Südbahnhofdrogerie. Also nun will ich schließen, lasst es euch gutgehen wie auch mir und seid herzlich gegrüßt von eurem Johannes.

Besonders ein Gruß an den kleinen Adolf!

Gruß an alle

Adresse:

Schütze Joh. Flohr, I.E.B. 193/4. M.G.K., Detmold, Kaserne 3

Brotmarken kann ich nicht gebrauchen.