Johannes Flohr an Mutter und Geschwister, 13. Juli 1942

Russland, den 13. Juli 1942

Liebe Mutter und Geschwister!

Die allerbesten Grüße aus dem fernen Osten sendet euch Johannes. Habe gerade Zeit, euch einige Zeilen zu schreiben. Hoffentlich seid ihr noch alle gesund und munter, was ich auch von mir schreiben kann.

Ich sitze augenblicklich im Bunker drin. Hier haben wir es schön eingerichtet bei den alten Landsern. Wir sind nämlich hier unter ältere Soldaten gekommen, die lagen damals in ... (unleserlich) und bei uns in der Gegend. Bin auch froh, dass ich den richtigen Platz gefunden habe. Wir liegen hier nicht weit vom Russen entfernt. Das ist hier die Gegend, wo ihr sicher von gehört habe. Hier sind die Panzer vernichtet worden dieser Tage. Aber augenblicklich ist es ruhig hier.

Bei mir liegen viele aus dem Kreis Euskirchen, meist alle aus der Kölner Gegend. Habe sogar einen bei mir in der Gruppe, mit dem ich immer zusammenarbeite, der ist aus Bliesheim. Er ist Klaus Kreutners

[Die restlichen Seiten des Originals sind offenbar vor der Reproduktion verloren gegangen.]

 

Vetter. Er hatte sich gefreut, als er hörte, dass einer von Dirmerzheim bei uns ist. Er ist Bäcker und hat auch schon in der Bäckerei Lessenich ausgeholfen. Ich hab’ euch ja schon geschrieben, dass Gerhard Kurscheid bei mir in der Kompanie ist. Er liegt augenblicklich im Lazarett.

Abends um neun fangen wir an zu arbeiten, meist Stellungsbau, und am Tage können wir schlafen. Ich bin hier im Infanterie-Pionier-Zug. Unser Essen geht auch einigermaßen. Als ich hier ankam, fragten sie zuerst, ob kein Friseur bei uns wäre und ich war nun derjenige. Habe ein Werkzeug von der Kompanie bekommen und schneide in der Freizeit Haare. Alle freuten sich, als ein Haarschneider dabei war.

Liebe Mutter, habe nur Hunger auf ein Stück Kuchen so wie in Minden, so was bekommt man ja jetzt nicht mehr. Ihr könnt mir ja nur die 100-Gramm-Päckchen schicken. Eine Pfeife, Taschenspiegel und Rauchwaren. Denkt mir nur an das Feuerzeug und genügend Zigarettenpapier. Ihr könnt ja mal Onkel Johann fragen, der hat sicher noch ein Feuerzeug, dann könnt ihr ja zweie schicken. Na, Mutter, hoffentlich erfüllt ihr mir die Wünsche. Wie ist denn noch mit Adi, an den ich so oft denke und Käthe? Die haben alle gestaunt über die schönen Bilder, die ich von Käthe and anderen bekommen habe. Ich bin doch froh, wenn ich von euch Post bekomme.