Johannes Flohr an Mutter und Geschwister, 20. Mai 1942
Minden, den 20. Mai 1942
Meine Lieben!
Die allerbesten Grüße von hier sendet euch Johannes. Bin noch gesund und munter, was ich auch von euch hoffe. Liebe Mutter, habe euer Paket gestern erhalten, das war eine Freude für mich. Es war noch alles ganz und gut erhalten. Auch der Kuchen und das Gelee sind etwas Feines. Nur musste der Brief hier zwei Tage früher kommen, denn ich wusste ja nicht, dass Käthe mich besuchen wollte. Aber ich muss euch mitteilen, dass ich über Pfingsten doch hierbleibe. Es sind wieder 30 Mann abgestellt, aber ich bin nicht dabei. Alle meine Stubenkameraden müssen fort. Ich bleibe nun noch mit einigen anderen hier, was ich nicht gedacht hätte. Dass Käthe nun kommen wollte, da weiß ich verdammt nicht, was sie jetzt macht.
Nun etwas über Onkel Johann, fiat mich ja sehr gefreut, als ich las, dass Onkel wieder
zu Hause ist, dann geht es ja wieder. Er wird sicher froh sein. Aber ich habe mich am meisten geärgert, dass Onkel drei Tage hier war und ich habe ihn nicht getroffen. Das wäre bestimmt eine Freude gewesen für mich und für ihn auch. Hat er wieder sein Geschäft angemeldet, dann wird es ja wieder klappen, nur einer fehlt! Dann wird Onkel froh sein, dass er aus dem Scheiß raus ist und ich fang erst an. Aber ich denke doch, dass ich erst ein paar Tage in Urlaub komme, ehe ich abhaue. Die anderen hier konnten auch drei Tage nach Hause fahren, da werde ich doch auch das Glück haben.
Habe soeben euren Brief erhalten, aber ich will euch das eine sagen, Kaffee und Kuchen schmeckten mir nicht mehr nach dieser Nachricht. Nun etwas über die traurige Nachricht, dass mein bester Freund gefallen ist. Das kann ich ja noch nicht glauben. Als ich das lesen musste, wurde mir anders. Ich hätte mich zerreißen können. Es ist doch verdammt wahr, die Besten müssen doch immer dran glauben, es tut mir bestimmt leid. Und dann schon im Dezember gefallen, da komm’ ich bestimmt nicht drüber.
Also Mutter, grüßt mir recht herzlich Onkel Johann und sagt ihm, er soll machen, dass alles wieder in Fahrt kommt. Werde ihm aber auch noch schreiben.
Also Mutter, will nun schließen und seht mal zu, dass alles klappt.
Seid herzlich gegrüßt von Johannes
Gruß an Onkel und besonders an Adi
Mutter, eine Badehose und Schuhcreme fehlen mir.