Johannes Flohr an Mutter und Geschwister, 24. Juli 1942
Russland, den 24. Juli 1942
Liebe Mutter und Geschwister!
Die allerbesten Grüße aus dem fernen Osten sendet euch Johannes. Bin noch gesund und munter, was ich auch von euch hoffe. Hier ist noch alles beim alten.
Bin doch mal gespannt, ob das bald weitergeht. Bin soeben aus dem Kino zurückgekehrt. Es sind immer viele Kilometer zu laufen, von einem Dorf zum anderen. Das ist nicht als wenn du zu Hause sagst, komm, lass uns nach Lechenich oder Gymnich gehen. Auch habe ich ein paar Stunden in Stellung auf Posten gestanden. Es ist mir langweilig, aber es kann so schnell nichts passieren.
Habe ja nun noch keine Post von euch bekommen, warte sehnsüchtig darauf, aber ich hoffe, in drei Tagen werde ich etwas haben. Hoffentlich könnt ihr mir die Wünsche alle erfüllen. Nur die Päckchen und Brief gut verpacken. Liebe Mutter, nun habe ich wieder eine Luftpostmarke beigelegt und die eine Marke, die müsst ihr auf das zwei Pfund Paket kleben, was ihr mir
schicken könnt. Jeden Monat bekommen wir eine solche Marke - ohne diese Marke könnt ihr keins schicken. Dann werde ich hoffen, dass ich etwas Kuchen kriege, ich habe nämlich so richtigen Hunger auf ein Stück Kuchen. Meine Kameraden bekommen 100-Gramm-Päckchen mit Kuchen oder Gebäck. Das heißt, nur wenn ihr etwas habt zum Schicken.
Liebe Mutter, auch habe ich heute 100 Mark abgeschickt, hoffentlich kommt es gut an. Da kannst du dir gut mit helfen, auch noch was sparen für nach dem Kriege. Auch bekommen wir jeden Monat Marketenderwaren. Na, wie ist es denn mit Onkel Johann bestellt? Ihm viele Grüße und sagt, er soll mal was von sich hören lassen. Wird sich ja interessieren für meine Post, was los ist. Hier ist noch immer Stellungskrieg. Sonst wird ja noch alles in Ordnung sein bei euch. Heute wurde hier im Kino Operette gespielt, es war ein wunderbarer Film. Das soll man nicht für möglich halten, warum an der Front Kino, aber es ist
mal ein bisschen was anderes als immer das sture Leben. Alle würden sich freuen, wenn hieße, morgen ist es hier zu Ende, das würde eine Freude geben. Alles sehnt sich nach der Heimat, es dauert hier zu lange.
Also meine Lieben, will nun schließen. Es wird dunkel, ich werde mich zur Ruh’ begeben. Lasst’s euch gutgehen, bis auf ein frohes Wiedersehen in der Heimat. Es grüßt Johannes.
Habe ja noch meinen kleinen Adi vergessen, hof-fentlich ist der noch gut auf den Beinen und Käthe auch. Habe ihm auch ein Geschenk beigelegt.