Johannes Flohr an Mutter und Geschwister, 3. November 1942
Russland, den 3. November 1942
Liebe Mutter, Käthe und Adi!
Die allerbesten Grüße aus dem fernen Osten sendet euch Johannes. Bin noch gesund und munter, was ich auch von euch hoffe. Habe die Päckchen gestern erhalten, es waren aber nur vier, das eine wird wohl noch ankommen. Es hat mich sehr gefreut, auch herzlichen Dank dafür. Es waren zwei Päckchen mit je sechs Zigaretten und Plätzchen, das eine mit Streichhölzern und Papier, das vierte mit Plätzchen und Papier, das fünfte fehlt noch. Bin gespannt, ob es noch ankommt. Mit Rauchwaren sind wir nun augenblicklich alle sehr knapp. Nun, liebe Mutter, habe euch auch 150 Mark geschickt. Hoffentlich habt ihr die letzten 50 Mark auch erhalten. Auch habe ich euch ein schönes Weihnachtspaket abgeschickt, ein halbes Pfund Kaffee, da könnt ihr euch ein gutes Tässchen aufschütten. Das ist ja was für die kranke Mutti, lasst’s euch gut schmecken.
Dann liebe Mutter, sieh doch mal zu, ob du nicht ein Taschenmesser kriegen kannst, meines ist mir verloren gegangen. Dann habe ich eine P[???]Packung
Mal beigelegt, das ist Süßstoff, das ist gut für in den Kaffee, aber meistens bekommen wir ja den ohne Zucker. Käthe kann ja mal sehen, ob sie nicht etwas kaufen kann in der Drogerie oder sonst irgendwo. Dann Mutter, sieh doch mal zu, ob du mir nicht eine Heimatzeitung schicken kannst, darin hört man wenigstens, was noch los ist zu Hause in der Gegend. Auch will ich zugleich dabei schreiben, macht euch nur nicht zuviel Sorgen um mich oder schickt nur ja nicht das, was ihr am eigenen Leibe absparen müsstet, das will ich nun nicht haben. Nun, meine Lieben, hoffentlich geht bei euch noch alles seinen Lauf und alles ist gesund.
Also, will nun schließen und lasst’s euch gutgehen, bis bald auf ein frohes Wiedersehen in der Heimat. Es grüßt vielmals in alter Frische Hans.
Grüß mir besonders Käthe und meinen kleinen Adi und alle anderen
Auf Wiedersehen (gute Nacht)