Johannes Flohr an Mutter und Geschwister, 11. November 1942
Russland, den 11. November 1942
Liebe Mutter, Käthe und Adolf!
Zunächst die allerbesten Grüße aus dem fernen Osten sendet euch Johannes. Bin noch wie immer gesund und munter, was ich auch von euch hoffe. Habe eure beiden Briefe gestern und heute empfangen, was mich bestimmt gefreut hat. Habe mit Sehnsucht darauf gewartet. Musste nun erstaunt lesen, dass du krank bist, liebe Mutter; mach mir bloß keine krummen Sachen. Wir haben ja so schon genug Leid gehabt. Und der kleine Adolf ist wieder bereits gesund. Ja, ich hatte es mir schon gedacht, dass was nicht in Ordnung war. Nun, meine Lieben, ich hoffe das Beste.
Muss euch nun mitteilen, dass hier Winter geworden ist, es ist schon ziemlich kalt. So ein Bach wie bei uns, die sind schon zwei Tage zugefroren. Da kann man schon drüber laufen. Also seht ihr, wie kalt es schon ist. Aber wenn nur nicht der Schnee so fällt wie sonst, dann geht
es noch. Wir haben auch dieser Tage die richtige Bekleidung empfangen. Die zieht man über die anderen Sachen an, so ein richtiger Steppanzug, da kann es einem nicht kalt werden, und dann das Hauptsächliche: Ein Paar Filzstiefel. Hätten sie das nur voriges Jahr gehabt, dann wären keinem die Knochen erfroren. Sowas habt ihr zu Haus noch nicht gesehen. Aber das ist wirklich gut und wohl, wäre das Spiel nur zu Ende.
Wenn das so ist wie bei euch, dann hat Käthe ja viel Arbeit, besonders jetzt vor Weihnachten im Kindergarten. Ich bin ja fest überzeugt, dass Käthe den Laden schon schmeißt. Käthe schrieb mir, ob Wüllner noch nicht geschrieben hat. Ich habe noch keine Post von ihm erhalten. Und in Gymnich ist auch wieder was los ... dann kann ja das Rennen wieder losgehen.
Nun, meine Lieben will nun schließen und lasst’s euch gutgehen bis auf ein frohes Wiedersehen in der Heimat, es grüßt tausendmal euer Hans