Johannes Flohr an Mutter und Geschwister, 3. Dezember 1942
Russland, den 3. Dezember 1942
Liebe Mutter, Käthe und Adolf!
Die allerbesten Grüße aus dem fernen Osten sendet euch Johannes. Bin noch gesund und munter, was ich auch von euch hoffe. Habe den Brief von dir, Mutter, und von Käthe mit vieler Freude und Dank erhalten. Bin immer froh, wenn ich von euch Post erhalte und lesen kann, dass ihr noch gesund seid. Und du, Mutter, bist wieder auf dem Weg der Besserung.
Habe die Pakete noch nicht erhalten, heute war noch keine Post gekommen, aber ich hoffe, dass sie dieser Tage ankommen. Meine 150 Mark habt ihr erhalten, ich hoffe, dass der Kaffee auch gut ankommt. Muss auch lesen, dass der kleine Zagerer wieder nicht alleine schlafen geht, dann wird es ja langsam Zeit, dass ich nach Hause komme. Käthe schrieb mir, sie macht viel Lauferei, aber es geht auch so. Zucker brauchst nicht mitschicken, denn ich weiß, ihr habt ihn selbst nötig, habe noch etwas Süßstoff und wir bekommen auch ab und zu
Zucker zugeteilt, also, es geht auch so. Nur nichts schicken, was ihr selbst noch nötig habt. Bin ja nur gespannt auf das Weihnachtspaket. Wir werden hier auch ein Weihnachtsgeschenk erhalten.
Und Käthe macht wieder eine Feier im Kindergarten! Etwas muss ja sein für die Kinder. Und ein Hahn läuft schon im Hof für mich, bin nur gespannt. Aber wir werden auch hier das Weihnachtsfest schön feiern. Wir haben uns in unserem Bunker ganz häuslich eingerichtet. Wir haben uns einen schönen Adventskranz gemacht und der Weihnachtsbaum wird auch gemacht. Wir kochen uns selbst Kaffee, waschen unsere Wäsche. Auch werden wir Ski fahren. Nun schreibt mir Käthe, wo ich eigentlich liege, das ist nördlich von Orel oder an der Bahnstrecke von Kaluga nach Brjansk.
Nun muss ich zum Erstaunen lesen, dass Diether und Adolf beide tot sind. Das ist aber ein Schlag, dass kann ich euch sagen. Solch stramme Burschen.
Nun, meine Lieben, muss euch nun mitteilen,
dass mein Kamerad Seb. Kreutner in den nächsten Wochen in Urlaub kommt und er wird euch mal besuchen kommen, Käthe wollte er doch mal sehen. Dann könnt ihr euch darauf einstellen. Also, es ist nun mittlerweile spät geworden, muss Schluss machen. Ich hoffe, dass ich alles habe, lasst’s euch gutgehen und seid herzlich gegrüßt von eurem Hans.
Besonders viele Grüße an Adolf, meinen Liebling, und die Schafürhezje, auch an Oma und Opa,