Gertrud Flohr an Sohn Johannes, 8. Februar 1944

Dirmerzheim, 8.2.44

Lieber Johannes!

Viele liebe Grüße aus der Heimat senden dir deine Mutter, Käthe und der kleine Adolf. Habe am Samstag schon deine erste Post erhalten, was mich sehr freute, so schnell etwas von dir zu hören. Wie ich daraus sehe, bist du ja wieder gut angekommen und alles ist wieder im Gleichgewicht wie bei dir so bei uns. Aber ich kann dir sagen, mein lieber Junge, das Kommen ist gut, aber das Gehen ...Wie oft habe ich gesagt, dass kann man einfach nicht übers Herz bringen und trotzdem müssen wir alles überwinden. Wäre doch einmal der leidvolle Krieg zu Ende!

Hoffentlich liegt ihr noch in Ruhe, dass kein Sturm losgebrochen ist; wenn man im Radio die Wörter M... und Witebsk hört, dann könnte es einem ganz anders werden. Hoffentlich wird der liebe Gott mir gnädig sein.

Nun, lieber Hansi, hast ja auch noch die ganze Weihnachts-

post und noch ein Paketchen erhalten, aber jetzt kannst du wieder alles gut gebrauchen, das ist ja die Hauptsache. Und wie ist es mit deiner Magengeschichte? Hoffentlich besser, du hattest auch sicher zu viel geraucht. Käthe hat ja wieder eine Liebe. Sie wird es dir auch geschrieben haben; ein Blick und der genügte.

Wie du mir schreibst, hast du ganz sauiges Schneewetter angetroffen und hier hatten wir acht Tage goldiges Frühlingswetter. Das war herrlich für Käthe, die Fahrt nach Gelsenkirchen und ein paar Tage nach Euskirchen, aber dafür haben wir jetzt schon ein paar Tage Sturm, Regen und Schnee und man meint, die Welt ginge unter. Und der Tommy hat es verstanden, darin fleißig Terrorangriffe zu machen. Freitag kam er wieder mit annähernd tausend Flugzeugen über uns geflogen. Ich kann dir sagen, in einem Wetter, da hätte es einem ganz gruselig werden können. Er kommt wieder jeden Mittag und jeden Abend.

Deine Spiegel sind Mittwoch morgens sofort abgeschickt worden.

Nun alles Gute und viel Soldatenglück, es grüßen dich herzlich deine Mutter, Käthe

und der kleine Liebling, noch einen goldigen Kuss von ihm

Anmerkung von Adolf Flohr: Brief meiner Mutter, Gertrud Flohr, an meinen Bruder. Er kam zurück mit dem Vermerk: Gefallen für Großdeutschland.