Marga Ortmann an August Broil, 17. Dezember 1943
Köln, den 17. Dezember 1943.
Mein lieber August,
Fein hast Du die Skizze zu unserer Hochzeitsanzeige erdacht. Nur an der Stelle „Kirche Maria im Kapitol“ habe ich mich gleich etwas gestoßen und fand in Deinem Brief denn auch die Bestätigung dafür. Ich habe versucht statt desse nur Krypta von St. Maria im Kapitol zu setzen, ohne daß dadurch das Gesamtbild und die Anordnung, die Du so fein gedeutet hast, verändert werden. Dabei kommt textlich besser aus und ich finde es auch richtiger, da wir die Anzeigen bereits vor unserem Tag verschicken, daß wir unser Tun als Gegenwart bekanntgeben, also spenden, statt spendeten.
Wenn wir die Sinndeutung, die Du zum Aufbau der Anzeige erdacht hast – ich habe mich darüber ganz besonders gefreut – fest im Auge behalten, ist das schlichte Kreuz, so wie Du es gezeichnet hast am schönsten. Für die anderen, die darum nicht wissen, würde vielleicht das Kreuz mit den beiden Ringen [..] eindringlicher auf das Geschehen unseres Festes hinweisen. Schau Dir daraufhin die Skizze noch mal an und gibt mir ganz schnell kurzen Bescheid wie Du es am liebsten hast, denn die Druckerei will den Entwurf bis Montag haben. Ich hätte gerne mit Kpl. Angenendt noch darüber gesprochen, aber er ist bis Samstag
nicht in Köln.
Mittwoch bekam ich einen Brief von Matthias und Lore. Lore kann zu unserem Tag nicht kommen und hat mir auch den Grund vertraut: sie erwartet im April ihr zweites Kindchen. Der Brief ließ so recht die Freude spüren, mit der sie sich dem Kommen des Kindleins bereitet und mir war die Nachricht auch eine große Freude. Matthias will versuchen Urlaub zu bekommen, hast Du ihm den Termin, der 4.I. schon angegeben? Das Schlafzimmer können wir vorerst benutzen; wenn die Möglichkeit besteht nimmt er den Vorschlag mit den Bezugscheinen an.
Gestern kam Georg ganz unerwartet zu mir ins Büro. Wir haben eine Weile miteinander geplaudert. Es zieht die beiden doch mächtig wieder nach Köln. Besonders für Marlis ist die Trennung von Köln sehr schwer. Georg meint, sie könne zu unserer Hochzeit nicht kommen wegen der Kinder; er selbst könne vielleicht eine Fahrt nach Gelsenkirchen, die er ohnehin machen muß, damit verbinden. Aber ich meine die beiden sind jetzt so groß, daß der Papa zwei Tage mit ihnen fertig werden müßte, und Marlis könnte die Freude, mal wieder mit allen zusammen zu sein, gewiß gut gebrauchen.
Henny kommt für den Vormittag vielleicht auch nach Köln, und Hede und Martchen wollen versuchen
wenigstens für die Trauung ein paar Stunden frei zu bekommen. Cordula und Mia werden die Küche versorgen, damit Mutter an dem Tag auch Festtag hat.
Dann wären ja, wenn alles klappt, an dem Tag nochmal alle zusammen. Was hältst Du davon, wenn wir Dr. Hiß vorher Nachricht geben. Er wäre sicher gern ein paar Stunden mit dabei. – Es wäre schön, wenn das Ministrieren beim Brautamt zwei Soldaten übernehmen. Ich will versuchen dafür jemand zu finden.
Mutter meinte gestern, wenn wir nach dem Hochzeitstag nur noch ein paar Tage für uns hätten, wäre es zu schade, daß uns beim Improvisieren unseres eigenen Hausstandes, so wie wir es in Gladbach vorhaben, soviel Zeit für die notwendigen Dinge, Kochen, Instandhalten der Wohnung, abginge. Cordula hatte den Anlaß dazu gegeben.
Ich stelle mir das aber recht schön vor, wenn wir beide dann so ganz für uns haushalten dürfen. Das Essen werde ich schon zustande bringen ohne daß der ganze Morgen dafür drauf geht. Meinst Du nicht auch, daß wir bei unserem Vorhaben bleiben sollten?
Hundert kleine Dinge gehen mir bei der Bereitung unseres Hochfestes durch den Sinn, manches ist nur äußerlich und scheint unwichtig und doch will es im Hinblick auf das große Geschehen des Tages, dem es dienen soll, recht überlegt sein. Ich schreibe Dir das alles so hin
und es erscheint mir so nüchtern gegenüber dem, was meine Gedanken immer zu Dir hintragen und meine Worte hier und da auszudrücken versuchen. Aber es ist nötig, auch von diesen kleinen Dingen zu sprechen, denn wie der Tag selbst, so soll auch die Bereitung darauf eine gemeinsame sein, die innere und äußere.
Gerade habe ich nochmal mit dem Standesamt gesprochen, der Mntag ist nicht als Trautrag vorgesehen, weil der Standesbeamte zu einer Gerichtverhandlung muß, der einzige freie Termin wäre noch Freitag, den 31.XII. morgens ½ 11 h. Wenn Du schon abends dort fortfährst, läßt sich das ja so einrichten und wir brauchten unseren Hochzeitstag nicht noch zu verschieben.
Es ist doch schön, daß wir vor unserem großen Tag noch ein paar Tage zusammen sind. Dann sind die äußeren Vorbereitungen soweit getroffen und wir können uns ganz der inneren Bereitung widmen. Vielleicht läßt es sich einrichten, daß wir vorher noch einmal nach Altenberg gehen, um uns den Segen der himmlischen Mutter, der wir uns doch ganz besonders verbunden fühlen, für unser großes Beginnen zu erflehen. Vielleicht haben wir da auch die Möglichkeit in der hl. Beichte unser ganzes bisheriges Leben noch einmal vor den Herrn zu tragen, daß seine Gerechtigkeit es erschaue und seine Liebe alle Mängel darin tilge und alles Gute in neuem Glanz
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erstrahlt. Wenn unsere Seelen so den schönsten Brautschmuck empfangen haben, das Hochzeitskleid der Gnade, dann können wir mit der ganzen Freude und Bereitschaft unserer Herzen in unseren großen Tag hineingehen, und ich darf mit Stolz und dankbarer Demut das weiße Kleid und den Schleier mit dem frischgrünen Kranz tragen.
Mein lieber August, wie habe ich mich über Deinen Brief v. 11. Dez. gefreut. Er hat mir gezeigt, daß auch Deine Gedanken immer wieder zu unserem großen Tag und all seinem Geschehen hingeben. Sieh‘ und da müssen sich unsere Gedanken begegnen, tiefer und köstlicher denn je. Wir wollen einander aufrufen zu einem heiligen Wettstreit der Bereitung, daß wir gemeinsam den Lorbeer pflücken dürfen.
Lieber, die Zeit drängt, länger darf ich nicht bei Dir verweilen. Unser Umzug hat bis jetzt noch nicht geklappt, weil kein Auto aufzutreiben ist. Vater bemüht sich schon seit zwei Tagen vergebens. Wenn Du die Adressenaufstellung vervollständigt hast schicke sie mir bitte wieder zurück, damit ich weiß wieviel ich bestellen muß. Mir sind inzwischen noch eine Reihe eingefallen.
Du mein August, nimm meinen Gruß und ein herzliches Gedenken
Deine Marga.