Rundbriefe Kaplan Angenendt
Reinhard Angenendt wurde am 26. März 1907 geboren. 1938 kam er aus Ratingen nach Köln und wurde als Kaplan in der Pfarrei St. Maria im Kapitol tätig und betreute zunächst vor allem die dortige Jugendarbeit. So sammelte er Jugendliche etwa zum samstäglichen Abendgebeten (Deutsche Komplet) und ließ Flugblätter drucken. Vor deren Verbot war Angenendt außerdem Reichskaplan der Pfadfinderschaft St. Georg. Aufgrund seiner vielfältigen Aktivitäten wurde der Kaplan seitens der Gestapo überwacht. Man warf ihm beispielsweise vor, „Gräuelpropaganda“ gegen das NS-Regime zu betreiben. Deshalb wurden auch viele seiner Predigten genau dokumentiert und analysiert.
Nach 1945 wurde Angenendt Stadtjugendseelsorger in Köln. Er starb am 18. August 1987.
Während des Krieges tat sich Angenendt nicht nur als Initiator der weit über Köln hinaus bekannten Deutschen Komplett in der Krypta von St. Maria im Kapitol hervor, sondern er unterhielt mit zahlreichen der zur Wehrmacht eingezogenen jungen Männer der Pfarrei auch einen regen Briefkontakt, bei dem er durch Marga Ortmann (später: Broil) tatkräftig unterstützt wurde. Deren Lebensgeschichte ist hier einsehbar. Von ihr wissen wir auch, dass diese im Trum der Kirche gelagerte umfangreiche Korrespondenz in einer Bombennach zum Raub der Flammen wurde.
Einige der Briefe Angenendts haben sich in Briefwechseln aus anderer Provenienz erhalten. Einige von ihnen sind auch in dieser Edition enthalten und durch Volltextsuche leicht auffindbar.
Angenendt bediente sich – angesichts der Masse seiner Korrespondenzpartner mehr als nachvollziehbar – auch des Instruments des Rundbriefs. Drei Exemplare aus dem Jahr 1944 haben sich im Nachlass von Klaus Franken (NS-DOK, N 307/67a) ein weiterer vom Dezember 1942 im Briefnachlass von Heinz Komann im Historischen Archiv der Erzdiözese Köln erhalten.