Menschen und ihre Geschichten
Selbstzeugnisse sind stets Ausfluss menschlichen Denkens und Handelns und unterliegen bei aller Individualität daher ihrerseits auch zahlreichen Milieueinflüssen und den Verhaltenskodizes der jeweiligen Gruppen. Das gilt natürlich auch für die hier zugänglich gemachten Quellen. Um deren Einordnung und Interpretation zu erleichtern, wurden – soweit das noch möglich war – mit den „Produzent*innen“ der Selbstzeugnisse oder Menschen aus deren unmittelbaren Umfeld lange Video-Gespräche geführt, deren Inhalte dann Eingang in umfangreiche Lebensgeschichten fanden, die an dieser Stelle ebenfalls einsehbar sind.[1] Diese Lebenserinnerungen sind an dieser Stelle zusammengefasst. Auf diese Biografien einzelner Protagonisten wird aber stets auch dort hingewiesen, wo die von ihnen und ihren Freund*innen verfassten Quellen vorgestellt und präsentiert werden.
Mit dieser erweiterten Form der Kontextualisierung soll, wie an anderer Stelle bereit skizziert, versucht werden, die damalige Lebenssituationen der Porträtierten und ihres Umfelds näher zu bringen und so auch das Verständnis von deren Selbstzeugnissen zu verbessern. In den Erzählungen wird vieles vom damaligen jugendlichen Selbstverständnis, von der bedrängten Lage unter dem NS-Regime und dem steten Bestreben deutlich, auch unter den Bedingungen des Krieges den Zusammenhalt zu wahren und sich zu den verschiedensten mit all dem zusammenhängenden Fragen auszutauschen.
Insofern treffen hier „klassische“ historische Quellen auf Resultate von „Oral History“. Es steht zu hoffen, dass sie sich gegenseitig befruchten und unser Verständnis über die Verfassung (nicht nur) der katholischen Jugend in den Jahren zwischen 1933 und 1945 verbessern werden.
[1] Weitere solcher Lebensgeschichten von Zeitzeug*innen aus katholischem Milieu, die allerdings keine in diesem Projekt verarbeiteten Selbstzeugnisse beisteuern konnten, finden sich unter dem Stichwort „Katholische Jugend“ https://jugend1918-1945.de/portal/Jugend/lebensgeschichten.aspx.