Willi Strunck und Maria Blum
Willi Strunck wurde am 22. Januar 1920 in Köln als zweitältester von vier Brüdern geboren und wuchs in einer streng katholischen Familie in der Kölner Pfarre St. Aposteln auf. Sein Vater führte eine große Gärtnerei mit Blumengeschäft in der Alten Wallgasse. Die Mutter erlag bereits 1936 einer Krebserkrankung.
Nach vier Volksschuljahren wechselte Willi Strunck auf das Apostelgymnasium und nach dessen Schließung für das letzte Schuljahr auf das Schillergymnasium, wo er 1940 das Abitur ablegte. Von Beginn an war er am Gymnasium – wie zuvor schon seine Brüder – im katholischen Schülerbund „Neudeutschland“ aktiv, in dem er zum Fähnleinführer aufstieg. Die Chronik des von ihm geführten Fähnleins "Langemarck" finden Sie hier, ein dazugehöriges Fotoalbum hier und ein weiteres Fotoalbum zu den "Großfahrten" hier.
Gegen Ende seiner Schulzeit wurde Willi Strunck Mitglied der von Jugendlichen betriebenen Theatergruppe der benachbarten Pfarrei St. Maria im Kapitol, wo er auch die ebenfalls in der Pfarrjugend aktive und wie er 1920 geborene Maria Blum kennenlernte. Zunächst nur Mitspielerin, wurde sie schnell seine Freundin, Verlobte und im September 1944 schließlich seine Ehefrau wurde. Zum Zeitpunkt des Kennenlernens arbeitete sie als Sprechstundenhilfe bei einer Kinderärztin in Deutz.
Der Briefwechsel der beiden Frischverliebten setzte im Juli 1940 ein und intensivierte sich dann mit der Einberufung Willi Struncks zur Wehrmacht ab Herbst des Jahres erheblich. Er war zunächst in Nordnorwegen, später in Finnland stationiert. Ab 1942 folgte der Einsatz an der Ostfront, 1944 jener an der dalmatinischen Küste. Aufgrund einer Verletzung wurde Willi Strunck im Spätherbst 1944 in ein Lazarett in Ostpreußen verlegt, von wo er am 3. Adventssonntag 1944 den letzten von ihm erhalten Feldpostbrief schrieb. Im Juni 1945 kehrte Willi Strunck ins Rheinland zurück und wurde mit Frau und Familie in Bergisch Gladbach ansässig.
Während des Krieges wurde Willi Strunck zum Mitinitiator der „Briefe der Kameraden“, die auch aus dem Kreis ehemaliger „Neudeutscher“ des Apostelgymnasiums speisten und an diese verteilt wurden. Sie finden sich hier an anderer Stelle.
Während des Krieges verloren Maria Blum und Willi Strunck viele gute Freunde, unter ihnen auch die Brüder Fein, deren Briefe hier an anderer Stelle ediert sind. Als besonders schlimm empfanden beide die Verluste in der eigenen Familie; Marias Bruder kommt 1942 ums Leben, Willis Bruder Hans 1943, während sein Bruder Heinz in Russland als vermisst gilt.
Ohne näher auf den Inhalt des hier präsentierten Materials einzugehen, sei kurz darauf hingewiesen, dass im gesamten Briefwechsel trotz – oder gerade – wegen dessen ausgesprochen katholischem Hintergrund an keiner Stelle – weder in Willis noch in Marias Briefen – ernsthaft am NS-System gezweifelt oder gar Kritik geübt wird. Es scheint kein genereller Zweifel am Sinn des Krieges und auch nicht am „Endsieg“ zu bestehen. Eine Lebensgeschichte von Willi Strunck finden sie hier, eine weitere von Franz-Josef Blum, dem Cousin von Maria Blum, der unmittelbar neben St. Maria Kapitol in der Kasinostraße 3 und damit in direkt neben Maria wohnte,hier.
Der gesamte Nachlass ihrer Eltern wurde dem NS-Dokumentationszentrum, wo er unter N ??? aufbewahrt wird, von den Kindern von Maria und Willi Strunck überlassen. Ihnen dafür einen herzlichen Dank.